
Gipfeltreffen: G20-Alarm in Brisbane
G20 in Brisbane Heißer Gipfel in der Hochsicherheitszone
Brisbane - Einen Zwischenfall wie vor sieben Jahren in Sydney möchten die australischen Sicherheitsbehörden in Brisbane nicht erleben: Damals beim Gipfel der Pazifikanrainer (Apec) schaffte es ein als Osama Bin Laden verkleideter Komiker bis in die innerste Sicherheitszone. Er war in einer Limousine mit falscher kanadischer Flagge von der Polizei einfach durchgewinkt worden.
Für den G20-Gipfel der wichtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt gilt die höchste Sicherheitsstufe. Die Polizei steht in der Millionenstadt im Nordosten des fünften Kontinents vor einem der größten Einsätze in Australiens Geschichte:
- 6000 Polizisten sind im Dienst - und beim An- und Abflug der Staatsgäste wird der Luftraum gesperrt.
- Scharfschützen gehen auf den Dächern nahe dem Veranstaltungsort in Stellung.
- Hunderte Kameras überwachen rund um das Konferenzzentrum 24 Stunden am Tag jede Bewegung. "So sind die Wagenkolonnen sehr sicher", sagt Queenslands stellvertretende Polizeichefin Katarina Carroll.
- Im Marriott-Hotel, wo Barack Obama logiert, sind ganze Stockwerke geräumt worden. Das verlangten die Sicherheitsagenten des US-Präsidenten.
- Zahlreiche Gegenstände sind in der Sicherheitszone verboten. Die Regeln sind in einem 110 Seiten dicken Sicherheitsdokument zusammengefasst: Demnach dürfen keine Speere, Eier, Schlangen, Schleuderkugeln und Peitschen mitgebracht werden. Zum Picknick in der Nähe des Tagungsortes sind Tafelmesser erlaubt, "schädliche Substanzen wie Urin oder Mist" aber nicht.
Rund 3000 Journalisten berichten aus Brisbane. Australiens Regierungschef Tony Abbott erklärte das G20-Meeting zum "bedeutendsten Treffen von Weltpolitikern, das Australien je ausgerichtet hat". Dafür scheute er keine Kosten: 150.000 Australische Dollar kostete es, den Konferenztisch aus der Hauptstadt Canberra quer durch Australien bis nach Brisbane zu transportieren. Und weitere 36.000 Dollar wurden fällig, ihn für acht zusätzliche Teilnehmer vergrößern zu lassen.
Brisante Themen wie den Ukraine-Konflikt gibt es für das Meeting ja ohnehin, aber Obama, Kreml-Chef Wladimir Putin, Kanzlerin Merkel und die anderen Teilnehmer müssen sich auch klimamäßig auf einen heißen Gipfel einstellen: Der Wetterdienst geht von Temperaturen von mehr als 40 Grad aus. Die Klimaanlagen im Konferenzzentrum laufen bereits seit Tagen auf vollen Touren. Gipfelteilnehmer wurden dort nach dpa-Angaben schon mit Schals und Wollpullovern beobachtet.
Merkel und Putin sind die Routiniers
Russlands Präsident Wladimir Putin, der unmittelbar vor Gipfelbeginn mehrere Kriegsschiffe nahe Australien kreuzen ließ, ist in Brisbane gut zu vermarkten: "Shirt front" steht vorne auf T-Shirts mit dem Konterfei des Kreml-Chefs. Es ist eine Anspielung auf eine Äußerung von Premier Abbott, der angekündigt hatte: "I will shirtfront him" - er wolle Putin wegen des Abschusses des Fluges von MH17 über der Ostukraine zur Rede stellen. "Shirt front" ist ein Ausdruck aus dem recht derben australischen Football: Spieler rennen dabei aggressiv aufeinander los und rempeln sich mit der Brust an.
Wie man sich auf solch einem Gigantentreffen benimmt, weiß am besten Angela Merkel: Die Kanzlerin ist als einzige Teilnehmerin bei allen acht bisherigen G20-Treffen dabei gewesen.
Ähnlich erfahren sind nur noch Kanadas Premierminister Stephen Harper (seit 2006 im Amt) und die Präsidenten der USA und Südafrikas, Barack Obama und Jacob Zuma (seit 2009). Argentiniens seit 2007 regierende Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner fehlt krankheitsbedingt.
Ein Routinier ist neben Merkel aber natürlich auch Putin, der seit 2000 an der Macht ist. Allerdings wechselte er nach acht Präsidentenjahren kurz vor dem ersten G20-Gipfel 2008 in das Amt des Regierungschefs. Sein Nachfolger Dmitrij Medwedew, heute Regierungschef, vertrat Russland deshalb bei den ersten G20-Gipfeln. Putin ist erst seit seiner Rückkehr ins Präsidentenamt 2012 dabei.
Neulinge sind Joko Widodo (Indonesien, seit Oktober im Amt), Ahmet Davutoglu (Türkei), Narendra Modi (Indien), Matteo Renzi (Italien) - und Gastgeber Abbott, der im September 2013 antrat.