Gambia Diplomatenpässe für kriminelle Deutsche?

Die Affäre um afrikanische Diplomatenausweise für kriminelle Deutsche weitet sich nach SPIEGEL-Informationen aus. Neben dem Staat Guinea-Bissau ist nun auch Gambia betroffen. Dort haben die Vorgänge eine Regierungskrise ausgelöst, mehr als ein Dutzend Verdächtige wurden verhaftet.
Der Hintergrund: Auf dubiose deutsche und europäische Geschäftsleute mit teils krimineller Vergangenheit wurden gambische Diplomatenpässe ausgestellt. Bei einigen handelt es sich um dieselben Männer, gegen die bereits die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt, darunter der justizbekannte Pleitier Andreas Brandl und der gestrauchelte Profiboxer Mario Daser.
Auch für einen Schweizer Millionärssohn, gegen den ein deutscher Haftbefehl vorliegt, wurde ein gambischer Diplomatenpass ausgestellt. Die drei waren den Ermittlern zunächst als Inhaber fragwürdiger diplomatischer Ausweise der Republik Guinea-Bissau aufgefallen.
Mehrere dieser Papiere hatte die Bundespolizei jedoch im Mai am Frankfurter Flughafen beschlagnahmt (SPIEGEL 38/2019) . Wenige Wochen später wurden dann Pässe der Republik Gambia auf die Männer ausgestellt. Darin werden sie als gambische Staatsbürger und Sonderbotschafter ("Ambassador at Large") bezeichnet.
In Gambia wird nun laut Regierung auch gegen mutmaßlich korrupte Mitarbeiter des dortigen Außenministeriums ermittelt. In Deutschland hat die Polizei bereits Ende August drei in die Passaffäre verwickelte Männer verhaftet. Einer der Inhaftierten hatte 2018 Boris Becker zu einem afrikanischen Diplomatenposten verholfen, mit dem der Ex-Tennisstar erfolglos versuchte, seinem Insolvenzverfahren zu entgehen.
Dasers Anwalt wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Brandls Verteidiger teilte mit, sein Mandant könne sich die Ermittlungen gegen ihn nicht erklären. Er wolle "zu gegebener Zeit zu sämtlichen Vorwürfen Stellung nehmen".
Die zwischenzeitliche Textänderung wurde nach Aufhebung der zugrunde liegenden Unterlassungsverfügung rückgängig gemacht. (23.09.2020)