Irrläufer bei Revolutionsfeier Protest in Prag - Ei trifft Gauck

Protest in Prag: Tausende zeigen Milos Zeman die rote Karte
Foto: Filip Singer/ dpaPrag - Der 17. November ist in der Tschechischen Republik ein Tag der Erinnerung. Am 17. November 1989 gingen in Prag mehr als 15.000 Menschen gegen das kommunistische Regime auf die Straße. Die Polizei reagierte mit Gewalt, Hunderte Menschen wurden verletzt. Seither gilt dieser Tag als Auslöser der samtenen Revolution in der Tschechoslowakei.
Den 25. Jahrestag der Demonstration haben am Montag Tausende Tschechen zum Protest gegen Staatspräsident Milos Zeman genutzt. Sie riefen "Ukraine, Ukraine", um gegen die russlandfreundliche Haltung des linken Politikers zu protestieren. Sie zeigten dem Präsidenten Tausende rote Karten und hielten Slogans wie "Zeman in den Müll" hoch. "Ich habe vor euch keine Angst, so wie ich auch 1989 keine Angst hatte", entgegnete der 70-jährige Zeman seinen Kritikern.
Zeman hatte in der vergangenen Woche viele Tschechen mit der Bemerkung verärgert, die Demonstration am 17. November 1989 sei nur einer "von vielen Protestmärschen" gewesen und die Polizei habe damals kein Blutvergießen verursacht. Der einstige Kommunist stößt zudem mit seiner rüden Ausdrucksweise bei seinen Landsleuten zunehmend auf Kritik.
So bezeichnete der Staatschef kürzlich in einem Radiointerview die Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot, die Präsident Wladimir Putin scharf kritisiert hatten, als Huren. Auch irritierte er zuletzt viele Tschechen mit seinem prorussischen Kurs. Während die EU und die Nato Moskau vorwerfen, im Osten der Ukraine die Strippen zu ziehen, bezeichnete Zeman den Konflikt wiederholt als "Bürgerkrieg zwischen zwei Gruppen ukrainischer Bürger".
Gauck dankt Tschechen und Slowaken
Ein Leidtragender der Proteste war Bundespräsident Joachim Gauck, der von einem Ei an der Schläfe getroffen wurde. "Das Ei hat eigentlich mir gegolten", entschuldigte sich Zeman nach Informationen aus Teilnehmerkreisen. Der Bundespräsident sei von dem Treffer erschüttert worden, habe das Programm aber wie geplant fortgesetzt, sagte der tschechische Präsidentschaftssprecher Jiri Ovcacek.
Dabei hatte Gauck eine nette Botschaft dabei: Er dankte in seiner Rede Tschechen und Slowaken für ihr Engagement bei der friedlichen Wende in Mitteleuropa vor 25 Jahren. Damals habe er als Pfarrer in Rostock die Demonstranten mit einem Wort des tschechischen Bürgerrechtlers Vaclav Havel in Bewegung gebracht. "Die Macht der Mächtigen kommt von der Ohnmacht der Ohnmächtigen", zitierte Gauck Havel. Der vor drei Jahren verstorbene Politiker war erst Präsident der Tschechoslowakei und dann Tschechiens.
Gauck rief dazu auf, für eine Durchsetzung von Freiheit und Menschenrechten weltweit zu kämpfen. Mit Blick auf die Ukraine sagte der Bundespräsident, viele Errungenschaften seien noch nicht gesichert, für die die Menschen 1989 auf die Straße gegangen sind. Auch weltweite Herausforderungen wie der Klimawandel seien noch unbeantwortet.