Dutzende Tote im Gazastreifen Macron verurteilt israelische Gewalt gegen Demonstranten

Mindestens 58 Palästinenser starben bei den Protesten gegen die neue US-Botschaft in Jerusalem. Frankreichs Präsident Macron übt scharfe Kritik am israelischen Vorgehen - und will mit Israels Regierungschef Netanyahu sprechen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

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Auch am Tag nach den tödlichen Schüssen bei Botschaftsprotesten am Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen beschäftigt das Thema die internationale Politik und am Vormittag den Uno-Sicherheitsrat.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte in der Nacht zum Dienstag "die Gewalt der israelischen Streitkräfte gegen die Demonstranten" im Gazastreifen. In Telefonaten mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem jordanischen König Abdullah betonte Macron die "Notwendigkeit, dass die Demonstrationen in den kommenden Tagen friedlich bleiben", teilte der Élysée mit. Am Dienstag werde Macron zudem mit Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sprechen.

Am Montag hatten die USA in ihrem vormaligen Konsulat in Jerusalem ihre Botschaft eröffnet. Im Gazastreifen kam es parallel zu gewaltsamen Protesten, bei denen palästinensischen Angaben zufolge mindestens 58 Menschen getötet wurden. Mehr als 2700 Palästinenser seien verletzt worden, mehr als 1370 von ihnen durch Schüsse, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit. 130 seien in kritischem Zustand.

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Im Uno-Sicherheitsrat in New York ringen die 15 Mitgliedstaaten ab 4 Uhr morgens Ortszeit (10 Uhr MESZ), um eine Erklärung zu den Vorkommnissen in Gaza. Eingebracht wurde der Entwurf von Kuwait. Darin enthalten sind die Formulierungen, man drücke Empörung und sein Bedauern über die Tötung palästinensischer Zivilisten aus, die ihr Recht auf friedlichen Protest ausübten" und verlange eine "unabhängige und transparente" Untersuchung.

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Neue US-Botschaft in Jerusalem: Das Pulverfass

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Allerdings dürfte es der Entwurf schwer haben: Wie die Nachrichtenagenturen AFP und dpa berichten, sollen sich die USA bislang gegen eine solche Erklärung sperren. Schwierig ist dem Vernehmen nach auch, dass die Erklärung auf eine frühere Resolution des Gremiums verweist, der zufolge kein Land seine Botschaft nach Jerusalem verlegen wird, das Israel und die Palästinenser als ihre Hauptstadt ansehen.

Die US-Regierung wies der radikalislamischen Hamas die Verantwortung für die blutigen Konfrontationen zu. Die Reaktion der israelischen Armee sei "absichtlich und zynisch" von der Hamas provoziert worden. Israel habe "das Recht, sich selbst zu verteidigen".

Jared Kushner und Ivanka Trump

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Die Türkei und Südafrika hatten aus Protest gegen die Gewalt der israelischen Sicherheitskräfte in Gaza in der Nacht zum Dienstag ihre Botschafter aus Israel abberufen.

Die Proteste am Grenzzaun von Gaza richten sich auch gegen die seit mehr als einem Jahrzehnt bestehende Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten. Die Palästinenser erinnern außerdem an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung vor 70 Jahren (mehr zu der neuen US-Botschaft und dem Blutvergießen in Gaza lesen Sie hier in einem Bericht aus Jerusalem).

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cht/AFP/dpa
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