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Beerdigung in Jerusalem: Trauer um Amit Yeori

Foto: Sebastian Scheiner/ AP/dpa

Gaza-Krieg Israel trauert, Israel wütet

43 israelische Soldaten starben bisher in der Gaza-Offensive. Ihre Beerdigungen sind ein Medienereignis, das ganze Land trauert mit. Ein Ende der Militäroperation lehnt die große Mehrheit trotzdem vehement ab.

Als die Soldaten den Sarg in die Erde lassen, wird es auf einmal ganz still. Hunderte Menschen sind zu der Trauerfeier in Jerusalem geströmt, doch alles, was jetzt noch zu hören ist, ist das Wehklagen einer Mutter, die ihren ältesten Sohn verloren hat. Amit Yeori wurde nur 20 Jahre alt. Er starb am vergangenen Freitag im Gazastreifen, als sein Militärfahrzeug von einer Panzerabwehrrakete der Hamas getroffen wurde.

Amits Grab liegt zu Füßen einer alten Kiefer, auf dem Herzlberg. Hier, auf dem nationalen Soldatenfriedhof am Rande Jerusalems, haben knapp 3500 Armeeangehörige und Polizisten ihre letzte Ruhestätte gefunden, die in Israels Kriegen seit 1948 ihr Leben verloren. Die Gräber sind schlicht und einheitlich. Egal welchen Rang der Gefallene innehatte - jede Grabstätte sieht gleich aus. Auf den Steinen steht nicht mehr als Name, Dienstnummer, Rang, Geburts- und Todesdatum.

Amits ist eines von sechs frischen Gräbern auf dem Friedhof. Zuvor hatten bereits die Eltern von fünf anderen Gaza-Gefallenen verfügt, dass ihre Söhne auf dem Militärfriedhof begraben werden sollen.

"Dein Tod ist nicht umsonst gewesen"

Die Beerdigung eines getöteten Soldaten ist ein öffentliches Ereignis in Israel. Die Trauerfeier für Amit wird von zwei Kamerateams und Dutzenden Pressefotografen aufgenommen. Hunderte Israelis kamen zur Trauerfeier, obwohl sie den Toten überhaupt nicht kannten. Doch auch sie können ihre Tränen nicht zurückhalten, als Amits jüngere Schwester letzte Worte an ihren großen Bruder richtet. Als sich sein bester Freund mit brüchiger Stimme vom Toten verabschiedet. Als die Mutter schließlich in Ohnmacht fällt.

Auch viele Kameraden des Gefallenen sind gekommen. Anfangs geben sie sich unbeeindruckt, rauchen, albern herum, spielen mit ihren Handys. Doch als sie später zum Grab des Toten ziehen, laufen die Tränen. Manche wirken in ihren olivgrünen Uniformen selbst noch fast wie Kinder.

Einer der Trauerredner ist Nir Barkat, der Bürgermeister von Jerusalem. Er sagt, was hier alle Politiker bei Beerdigungen gefallener Soldaten sagen: "Wir müssen den Terrorismus bekämpfen. Amit, dein Tod ist nicht umsonst gewesen."

"Die Israelis wollen einen klaren Sieg"

Barkats Worte spiegeln die öffentliche Meinung in Israel wider. 43 Soldaten sind seit Beginn der Militäroperation "Fels in der Brandung" am 8. Juli gefallen. Für die Armee ist es der verlustreichste Einsatz seit dem Libanon-Krieg 2006, als mehr als hundert Soldaten getötet wurden.

Das Land, in dem jeder jüdische Mann und jede jüdische Frau drei Jahre im Militär dienen muss, trauert um jeden Toten. Trotzdem ist eine überwältigende Mehrheit der Israelis der Ansicht, dass die Opfer notwendig sind. Die "Jerusalem Post" veröffentlichte am Sonntag eine repräsentative Umfrage, laut der 86,5 Prozent der jüdischen Israelis gegen einen sofortigen Waffenstillstand sind, wie ihn US-Präsident Barack Obama und die Vereinten Nationen fordern. Nach drei Eskalationsrunden mit der Hamas innerhalb von sechs Jahren sehen die meisten Israelis die Gelegenheit gekommen, die radikalen Palästinenser vernichtend zu schlagen. Sie hoffen, dass im Süden Israels endlich Ruhe einkehrt.

Befeuert wird diese Stimmung durch die Trauer und die Wut über die Entführung und Ermordung dreier Schüler im Westjordanland Anfang Juni. Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die Hamas für das Verbrechen verantwortlich gemacht. Inzwischen hat Polizeisprecher Micky Rosenfeld gegenüber der BBC eingeräumt, dass die Täter ohne Wissen der Hamas-Führung auf eigene Faust gehandelt hatten. In der aktuellen Kriegsberichterstattung in Israel ist dieses Eingeständnis bislang aber fast komplett untergegangen.

Bislang sind jedoch laut der Umfrage 71 Prozent der Bürger unzufrieden mit den Ergebnissen der Militäroperation, schließlich ist die Hamas noch immer in der Lage, Raketen auf Israel abzufeuern. "Die Israelis wollen einen klaren Sieg", sagt der Politikstratege Roni Rimon, der die Umfrage in Auftrag gegeben hatte. "Die bisherigen Ergebnisse haben einen bitteren Geschmack im Mund hinterlassen."

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