Gaza-Krieg Viele Tote bei israelischen Angriffen auf Uno-Schule

Der zweite israelische Angriff auf eine Uno-Schule im Gaza-Streifen hat mehr Opfer gefordert, als zunächst bekannt wurde: Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen. Hunderte Palästinenser hatten dort Zuflucht gesucht.

Gaza - 30 Tote, 55 Verletzte - das sind nur die vorläufigen Zahlen, die ein Sprecher der Uno inzwischen herausgegeben hat. Ob noch es noch mehr Opfer des neuen Luftangriffs auf die Schule der Vereinten Nationen in der Stadt Dschabalija im Norden des Gaza-Streifens gibt, ist unklar. Zwei Geschosse schlugen demnach am Dienstag vor dem Gebäude ein, in dem Hunderte Palästinenser Zuflucht vor den Kämpfen zwischen israelischen Soldaten und der islamistischen Hamas suchten.

Außerdem hätten israelischen Truppen ein Gebäude gegenüber eines Gesundheitszentrums der Uno im Flüchtlingslager Boureij angegriffen - ohne Vorwarnung. Dabei seien zehn Menschen in dem Zentrum verletzt worden, sieben Angestellte und drei Patienten.

Es ist bereits die zweite Attacke binnen 24 Stunden, die eine Uno-Schule trifft: Schon am Montagabend hatte es Todesopfer bei einem Angriff auf eine Schule des Uno-Büros für palästinensische Flüchtlinge UNRWA (United Nations Relief and Works Agency) im Flüchtlingslager Schati in der Nähe von Gaza gegeben. Drei Männer kamen bei der Explosion ums Leben. Sie hatten zum Zeitpunkt des Luftangriffs gerade den Waschraum der Schule verlassen, wie Uno-Mitarbeiter Adnan Abu Hasna am Dienstag mitteilte.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtet auch noch von einem Angriff auf eine Schule in Chan Junis im Süden des Gaza-Streifens. Seit Beginn der israelischen Angriffe im Gaza-Streifen wurden laut palästinensischen Rettungskräften mehr als 575 Palästinenser getötet und mehr als 2780 weitere verletzt.

Uno-Vertreter im Gaza-Streifen erklärten verzweifelt, sie hätten den israelischen Streitkräften die geografischen Koordinaten ihrer Gebäude übermittelt, um zu verhindern, dass sie angegriffen würden. Der Leiter der Uno-Vertretung in Gaza, John Ging, sagte jedoch nach dem Luftangriff: "Niemand ist sicher im Gaza-Streifen. Alle hier sind terrorisiert und traumatisiert."

Er warf der internationalen Gemeinschaft vor, nichts gegen die Eskalation der Gewalt zu unternehmen: "Ich appelliere an die politischen Führer hier und in der Region und in der Welt, zusammen zu wirken und das zu stoppen. Sie sind verantwortlich für diese Todesfälle."

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy setzte seine Vermittlungsbemühungen im Gaza-Konflikt fort. Bei einem Treffen mit dem syrischen Staatschef Baschar al-Assad in Damaskus forderte Sarkozy die Führung am Dienstag auf, den Druck auf die Hamas zu verstärken. Syrien müsse die islamistische Palästinenser- Organisation dazu bringen, ihre Raketenangriffe auf Israel einzustellen und sich mit der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu einigen. Anschließend reiste Sarkozy zu Gesprächen nach Beirut und kündigte eine erneute Unterredung mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak in dem Sinai-Badeort Scharm al-Scheich an.

Nahost-Konflikt

In Damaskus forderte der französische Präsident die Israelis auf, ihre Angriffe auf den Gaza-Streifen einzustellen und die Grenzübergänge zu öffnen. Damit die Gewalt dauerhaft gebannt werden könne, müsse Israel aber "Sicherheitsgarantien" erhalten.

Assad ging bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sarkozy nicht auf die Forderung seines Gastes ein. Er verlangte ein Ende der "barbarischen" israelischen Angriffe im Gaza-Streifen und rief zur Einberufung eines arabischen Sondergipfels auf. Syrien unterstützt die Hamas, deren Politbüro-Chef Khalid Maschaal in Damaskus lebt.

In Beirut traf sich der französische Präsident mit EU-Chefdiplomat Javier Solana, dem libanesischen Präsidenten Michel Suleiman und Premier Fuad Siniora. Anschließend besuchte er französische Truppen der Uno-Friedenstruppe Unifil im Südlibanon, bevor er nach Scharm al-Scheich weiterreiste. "Ich bin überzeugt, dass Ägypten eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Situation in Gaza spielen wird", sagte Sarkozy mit Blick auf das zweite Gespräch mit Mubarak in weniger als 24 Stunden.

als/ffr/AP/dpa/AFP/Reuters
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