Gaza Morddrohung gegen geschminkte TV-Moderatorinnen

Eine Extremistengruppe hat Moderatorinnen des palästinensischen Fernsehens mit dem Tode gedroht, falls sie sich nicht an eine strikte islamische Kleiderordnung halten. Die Warnung zeigte sofort Wirkung.

Gaza - Die Gruppe Schwerter der Wahrheit warnte die TV-Moderatorinnen mit drastischen Worten vor einer aus ihrer Sicht zu westlichen Aufmachung. "Wir werden ihnen von Ader zu Ader die Kehle durchschneiden, wenn dies notwendig sein sollte, um die Religiosität und die Moral dieses Volkes zu schützen", hieß es in einer Botschaft an den Sender, die am Freitagabend per E-Mail an die Medien verbreitet wurde. Die Palästinensische Rundfunkgesellschaft (PBC) erklärte, sie nehme die Morddrohung sehr ernst.

Der öffentlich-rechtliche Sender beschäftigt 15 Moderatorinnen. Die meisten von ihnen tragen zwar ein Kopftuch, doch sind sie in der Regel geschminkt und eher westlich gekleidet. Einige der Betroffenen waren heute zu verängstigt, um zum Dienst zu erscheinen. Der Intendant der PBC, Bassem Abu Sumaja, erklärte, man habe zwar die Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Hause verschärft, doch sehe man sich außer Stande, die Mitarbeiter auch auf dem Weg zur Arbeit beziehungsweise auf dem Heimweg zu schützen.

Der Sender wird vom Büro des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas finanziert und gilt als der Fatah nahe stehend. Dies hat wiederholt Kritik von Anhängern der radikalislamischen
Hamas-Bewegung hervorgerufen, die den Regierungschef stellt. Ein Hamas-Sprecher betonte heute allerdings, man habe absolut
nichts mit den so genannten Schwertern der Wahrheit zu tun. Diese extremistische Splittergruppe wird für mehrere Bombenanschläge auf Internet-Cafés, Musikgeschäfte und Spielhallen verantwortlich gemacht. Zu Schaden kam dabei bislang niemand.

kai/AP

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