Schwere Unruhen am Grenzzaun zu Gaza Tote und Verletzte bei Palästinenser-Protesten

Mindestens zwei Jugendliche sind tot, mehr als 300 Palästinenser verletzt. Die Gewalt an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen eskaliert an einem geschichtsträchtigen Tag. Spitzt sich die Lage weiter zu?
Grenzzaun zwischen Israel und Gaza

Grenzzaun zwischen Israel und Gaza

Foto: Jack Guez/AFP

Die Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten im Gaza-Grenzgebiet eskalieren zunehmend. Mindestens zwei Jugendliche sind nach palästinensischen Angaben am Samstag erschossen worden. Mehr als 300 Palästinenser wurden laut Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza verletzt, darunter 64 durch Schüsse.

Ein weiterer Palästinenser erlag am Morgen seinen Verletzungen, der er sich bei Zusammenstößen am Vorabend zugezogen hatte. Die israelische Armee sprach von rund 40.000 Palästinensern, die sich am Samstag im Grenzgebiet versammelten.

Die Organisatoren der Proteste hatten zu einem "Eine-Million-Marsch" aufgerufen. Sie erinnerten damit an den Beginn der Proteste am Grenzzaun vor einem Jahr, bei denen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 269 Palästinenser getötet und Tausende verletzt wurden. Nach Informationen der Kinderschutzorganisation "Save the Children" waren darunter mindestens 50 Kinder. Ein Soldat aus Israel wurde getötet.

Israelische Soldaten warnten vor Schüssen

Nach israelischen Militärangaben warfen Teilnehmer Steine, Granaten und Sprengsätze auf den Zaun und zündeten Reifen an. Die Soldaten würden Maßnahmen zur Auflösung von Unruhen ergreifen und auch schießen, hieß es in einer Mitteilung. Der größte Teil der Palästinenser halte sich aber weiter entfernt vom Zaun bei Zelten auf - nach palästinensischen Angaben rund 300 Meter entfernt. Wegen eines Generalstreiks blieben Geschäfte im Gazastreifen geschlossen.

Foto: MOHAMMED SABER/EPA-EFE/REX

Die israelische Behörde Cogat hatte Bewohner des Gazastreifens aufgefordert, sich in einem Abstand von mindestens 300 Metern vom Zaun fernzuhalten. Die Armee werde weder Versuche tolerieren, Zivilisten oder Soldaten zu verletzen, noch Beschädigungen am Grenzzaun, hieß es. Sie hatte zusätzliche Einheiten in den Süden des Landes verlegt.

Foto: MOHAMMED SABER/EPA-EFE/REX

Palästinenser gedenken am 30. März massiver Landenteignungen und sechs israelischer Araber, die am 30. März 1976 in dem Ort Sachnin von der israelischen Polizei getötet worden waren. Sie hatten gegen die Beschlagnahmung arabischen Bodens protestiert.

Die Palästinenser verlangen beim "Marsch der Rückkehr" unter anderem eine Aufhebung der Blockade, die Israel und Ägypten über den Gazastreifen verhängt haben. Außerdem pochen sie auf ein Recht auf Rückkehr in Gebiete, die heute zu Israel gehören. Israel und Ägypten begründen die Blockade wiederum mit Sicherheitsinteressen.

Die USA, Israel und die EU haben die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas als Terrororganisation eingestuft. In dem Küstenstreifen leben rund zwei Millionen Menschen unter schwierigen Bedingungen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte erneut einen unabhängigen Staat Palästina neben Israel in den Grenzen vor 1967 mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. "Das Leiden unseres Volkes in 100 Jahren und die enormen Opfer, die von diesem großartigen Volk erbracht wurden, werden nicht umsonst gewesen sein", sagte er laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa.

kry/dpa/AFP
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