Geheimdienste USA sollen Chiracs Telefon abgehört haben
Hamburg - Laut "BBC" wollen die beiden Journalisten Henri Vernet und Thomas Cantaloube ("Le Parisien") mehrere Quellen für ihre Behauptung haben, Jacques Chiracs Telefon sei von den USA überwacht worden. In ihrem Buch "Chirac gegen Bush - der andere Krieg" zeichnen sie das Zerwürfnis zwischen Chirac und US-Präsident George W. Bush im Vorfeld des Irak-Feldzugs nach.
Dieses sei so tiefgreifend gewesen, dass die französisch-amerikanischen Beziehungen auf der persönlichen Ebene "irreparabel" gewesen seien. "Sie müssen verstehen, dass Präsident Bush genau weiß, was Präsident Chirac von ihm denkt", wird ein US-Vertreter zitiert, der sich so gegenüber einem führenden französischen Militär geäußert haben soll.
Die beiden Regierungschefs waren vor dem Irakfeldzug auf Kriegsfuß miteinander. Chirac legte schließlich im Uno-Sicherheitsrat sein Veto gegen Bushs Krieg ein. Die unterschiedliche Auffassung führte in den USA vorübergehend zu Aktionen gegen französische Produkte wie Wein und Käse.
Die nun behauptete Spionageaktion dürfte das Klima zwischen beiden Staaten erneut belasten. Gegenüber "BBC Online" sagte Vernet, die Überwachung Chiracs sei möglich gewesen, weil der französische Staatspräsident nur selten sichere Telefonleitungen nutze. Dies tue er nur, wenn er geplante fernmündliche Gespräche mit Regierungschefs führe.
Mithören konnten die Amerikaner den Angaben zufolge bei internen Gesprächen innerhalb des Elysee-Palastes. Besonders interessant dürften die Unterhaltungen zwischen den Mitgliedern eines kleinen Teams gewesen sein, das sich mit der französischen Strategie zum Irak befasste. Diese Arbeitsgruppe wurde zunächst von Chirac angeführt, dann vom französischen Außenminister Dominique de Villepin.
Das Buch verleiht laut "BBC" Berichten mehr Glaubwürdigkeit, wonach Gespräche zwischen Diplomaten bei der Uno routinemäßig von großen Staaten abgehört werden. So soll Anfang der achtziger Jahre Jeane Kirkpatrick, damalige US-Botschafterin bei der Uno, ihren französischen Kollegen mit Zeichensprache darauf hingewiesen haben, dass Washington mithöre.
Anfang des Jahres hatte die inzwischen zurückgetretene britische Ministerin Claire Short mitgeteilt, die Regierung in London habe im Vorfeld des Irak-Kriegs Uno-Generalsekretär Kofi Annan in New York ausspioniert.