Geiseln im Irak Italienerinnen sollen an Sarkawi verkauft worden sein

Die irakische Regierung vermutet, dass die beiden vor knapp zwei Wochen in Bagdad entführten italienischen Geiseln an Abu Mussab al-Sarkawi, einen der Drahtzieher des Terrors im Irak verkauft worden sind. Sie sollen in die Rebellenhochburg Falludscha geschafft worden sein.

Rom - "Nach den Informationen, die uns vorliegen, wurden sie von einer kriminellen Organisation entführt, die sie an Mitglieder von Sarkawis Gruppe verkauft haben könnten", zitiert die italienische Nachrichtenagentur Ansa heute den stellvertretenden irakischen Außenminister, Hamid al-Bajati. Er habe Informationen erhalten, wonach Simona Pari und Simona Torretta, die beiden Mitarbeiterinnen einer Hilfsorganisation, von Bagdad in die Rebellenhochburg Falludscha gebracht wurden, wo sich Kämpfer Sarkawis aufhalten.

Bajati schloss nicht aus, dass die beiden Frauen von denselben Extremisten gefangen gehalten werden, die in einer gestern bekannt gewordenen Videobotschaft die Ermordung eines entführten Briten und zweier Amerikaner angedroht haben. "Ja, das könnte sein", sagte der Minister.

Das Video soll von Sarkawis Leuten aufgenommen worden sein. Die Entführer drohten darin mit der Ermordung der drei Geiseln, sollten binnen 48 Stunden nicht alle irakischen Frauen aus zwei Gefängnissen im Irak entlassen werden. Dem US-Militär zufolge, gibt es in den entsprechenden Gefängnissen keine weiblichen Gefangenen. Die drei Männer wurden am Donnerstag in Bagdad verschleppt.

Sarkawis Gruppe hat sich zu dutzenden Anschlägen im Irak bekannt und soll im Mai einen US-Bürger entführt und geköpft haben. Eine andere Gruppe - Abu-Bakr-al-Seddik-Bataillon - drohte zudem einem Fernsehbericht zufolge mit der Ermordung von zehn Mitarbeitern einer US-türkischen Firma. Die Entführer fordern den Abzug der Firma innerhalb von drei Tagen, wie der arabische Fernsehsender al-Dschasira gestern berichtete.

Radikale Gruppen im Irak haben seit April mehr als 100 Ausländer verschleppt, um den Abzug ausländischer Truppen und Unternehmen aus dem Land zu erpressen. Viele Geiseln kamen wieder frei, mindestens 26 wurden jedoch getötet.

Alawi: "Ausländische Terroristen tragen Aufstand"

Die Drahtzieher eines Großteils der jüngsten Anschläge im Irak sind nach Einschätzung von Ministerpräsident Ijad Alawi von ausländischen Terroristen unterstützt worden. "Terroristen, ausländische Terroristen strömen noch immer herein. Sie versuchen, dem Irak Schaden zuzufügen, den Irak zu untergraben und den demokratischen Prozess im Irak zu unterlaufen", sagte Alawi gegenüber dem US-Fernsehsender ABS News.

Beziffern wollte Alawi den Anteil der ausländischen Extremisten an den Aufständischen im Irak nicht. Sie seien aber für die Unruhen im Irak verantwortlich und würden unzufriedene Iraker dafür benutzen. Den Eindruck, die Aufständischen würden an Stärke gewinnen, wies er zurück. Schätzungen, wonach es sich insgesamt um rund 100.000 Widerstandskämpfer handeln soll, bezeichnete er als vermutlich übertrieben. Seiner Ansicht nach gibt es im Irak zwischen den verschiedenen Gruppen von Aufständischen keinen Bürgerkrieg.

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