Gesuchter Kriegsverbrecher Angehörige wollen Mladic für tot erklären lassen

Mutmaßlicher Kriegsverbrecher Mladic (mit Serbenführer Karadzic, rechts): Schon lange tot?
Foto: ? Ranko Cukovic / Reuters/ ReutersBelgrad - Seit Jahren wird der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic gesucht - gefunden hat ihn bisher niemand. Nun will seine Familie ihn für tot erklären lassen und hat einen entsprechenden Antrag bei Gericht in Belgrad gestellt. Von dem seit 15 Jahren vom Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen Völkermordes gesuchten General "gibt es seit Februar 2003 keine einzige Spur", ließ Mladic-Sohn Darko durch seinen Anwalt Milos Saljic den Antrag begründen. Sein Vater sei seitdem nicht mehr gesehen worden.
Nach Darstellung des Anklägers im Uno-Tribunal, Serge Brammertz, ist Mladic dagegen am Leben und hält sich in Serbien versteckt. Serbische Medien hatten schon vor Jahren exakt die Verstecke von Mladic vor allem in Neu-Belgrad bis zum Beginn des Jahres 2006 nachgewiesen.
Mladics Festnahme und Auslieferung an Den Haag ist eine der Bedingungen zur weiteren Annäherung Serbiens an die Europäische Union (EU). Obwohl der General immer noch nicht gefasst ist, hatten die EU-Außenminister in dieser Woche grünes Licht für die Ratifizierung des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens gegeben, mit dem Belgrad näher an Brüssel heranrückt.
Dass Mladic tot sei, könne auch aus seinen schweren Erkrankungen geschlossen werden, argumentierte hingegen der Anwalt der Familie. Der General habe schon 1996 einen schweren Schlaganfall erlitten und leide unter Magen- und Herzproblemen, so dass er ständig medizinische Betreuung benötige. Ein solcher Kranker "kann nicht unter Verfolgung in Höhlen leben", sagte Saljic.
Dem General wird der Völkermord in Srebrenica 1995 mit 8000 muslimischen Opfern und die jahrelange Belagerung von Sarajevo mit Tausenden Toten zur Last gelegt.