Spezialisten untersuchen den Fundort des Nervengifts Nowitschok in Salisbury (Archivbild)
Foto: Ben Stansall / AFPDer Anschlag mit einem Nervengift auf den britisch-russischen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien im März 2018 sorgt weiter für diplomatische Spannungen zwischen Washington und Moskau.
Die US-Regierung hat nun weitere Sanktionen gegen Russland angekündigt. Man werde sich gegen die Verlängerung jeglicher Kredite sowie gegen die finanzielle und technische Unterstützung für Russland durch internationale Finanzinstitutionen stellen, teilte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Morgan Ortagus, mit. Eingeschränkt werde auch Russlands Zugang zu Geschäften mit US-Banken.
Das US-Außenministerium hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, dass Russland wegen des Giftanschlags auf Skripal und dessen Tochter Julia im englischen Salisbury gegen das US-Gesetz über chemische und biologische Waffen aus dem Jahr 1991 verstoßen habe. Die US-Regierung verhängte daher eine Reihe von Sanktionen, die allerdings eher symbolischer Natur waren.
Die US-Regierung hat in den vergangenen Jahren wiederholt Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt. Damit reagierte Washington nach eigenen Angaben auf Russlands Rolle im Ukrainekonflikt, auf russische Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016, auf Moskaus mutmaßliche Rolle beim Giftgasanschlag auf Skripal sowie auf Verletzungen der UN-Sanktionen gegen Nordkorea.
In den angespannten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sorgten zuletzt mehrere Spionagefälle für zusätzlichen Konfliktstoff. Ein tiefes Zerwürfnis verursachte der Giftanschlag auf Skripal in Großbritannien im März 2018, für den die britischen Behörden Moskau verantwortlich machen. Der Kreml weist dies zurück.
Skripal und seine Tochter wurden am 4. März 2018 im britischen Salisbury mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet. Skripal hat laut britischen Behörden die Attacke überlebt, sich aber - anders als seine Tochter - seitdem nicht an die Öffentlichkeit gewandt. Im Mai berichtete seine Nichte aus Russland, Skripal habe eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen.
SPIEGEL TV vom 25.03.2018: Gift-Anschlag Skripal - Todesgrüße aus dem Geheimlabor
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Aufnahmen einer Sicherheitskamera in Salisbury am 3. März 2018, veröffentlicht von der britischen Polizei: Sie zeigen die zwei Männer, die unter dem Namen "Alexander Petrow" und "Ruslan Boschirow" aus Russland nach Großbritannien reisten.
Am 4. März 2018 wurden der ehemalige britisch-russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julija in der südenglischen Kleinstadt Salisbury bewusstlos auf einer Parkbank gefunden. Ermittler untersuchen den Fundort, an dem auch Spuren des Nervengifts Nowitschok gefunden wurden.
Skripal war in Russland festgenommen und wegen Spionage für die Briten und westliche Länder verurteilt worden. Später wurde er gegen russische Agenten ausgetauscht.
Julija Skripal hatte ihren Vater in Salisbury besucht, sie lebte bis zu dem Anschlag in Russland.
Das Gift war auf die Klinke der Haustür von Skripal gesprüht worden. Es wurde in dieser umgebauten Parfumfalsche nach Ermittlungen der britischen Polizei transportiert.
Ermittler im Garten hinter dem Haus von Skripal. Vater und Tochter überlebten den Anschlag schwer verletzt, leben jetzt an einem geheimen Ort.
Fahndungsbilder der beiden Verdächtigen im Skripal-Fall: Investigative Journalisten des internationalen Recherchenetzwerks "Bellingcat" und der russischen Webseite "The Insider" enttarnten die beiden als Agenten des Militärgeheimdienstes GRU.
Im September 2018 hatte Präsident Wladimir Putin noch erklärt, dass "Petrow" und "Boschirow", die von London des Anschlags verdächtigt werden, nur harmlose Zivilisten seien, an denen rein gar "nichts Besonderes und Kriminelles sei".
Wenig später tauchten zwei Männer unter dem Namen "Alexander Petrow" und "Ruslan Boschirow" im Interview mit dem russischen Auslandssender RT, ehemals Russia Today, auf. Darin versuchten sie sich als homosexuelles Touristenpärchen darzustellen, das nichts anderes vorgehabt habe, als sich "das wunderschöne Salisbury" mit der "berühmten Kathedrale" anzuschauen.
Theresa May beschuldigte Moskau früh - Mitte März 2018 - hinter dem Anschlag zu stecken. Indizien und Bilder legten Ermittler aber erst im Spätsommer vor.
Roman Dobrochotow ist russischer Investigativjournalist, Chef der Moskauer Webseite "The Insider". Er recherchierte mit anderen Kollegen die Hintergründe zu den Verdächtigen.
Früher als Student organisierte Dobrochotow Proteste gegen Putin und die Regierung. Dutzende Male wurde er festgenommen, wie hier 2012.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden