Evian - Die drei Politiker stimmten sich bei einem lockeren Plausch
auf die bevorstehende Arbeitssitzung des G-8-Gipfels ein. Bush
gelang es sogar, Schröder zu einem herzhaften Lachen zu animieren. Die Botschaft stand schon vorher fest: Nach
monatelangem diplomatischem Chaos in der internationalen
Gemeinschaft sollte endgültig ein Schlussstrich unter die Irak-Krise
gezogen werden.
Die Basis für den harmonischen Verlauf der Tagung war bereits am
Sonntagabend bei Gänseleber, Geflügel, Karotten und einem guten Wein
gelegt worden. Beim Abendessen der "Gruppe der Acht" mit fünf
afrikanischen Staats- und Regierungschefs habe man sich auf die
Schulter geklopft und geflapst, hieß es. Ein Mitglied der deutschen
Delegation wollte sogar gesehen haben, wie Bush dem Kanzler
zuzwinkerte. Nach dem Essen hätten sich alle gefühlt, "wie
Fußballspieler nach einem tollen Spiel". Der kanadische
Ministerpräsident Jean Chretien kommentierte die Stimmung mit den
Worten: "Die Leute lächeln, Schröder ist happy."
Zu den Höhepunkten der Demonstration einer neuen Einigkeit zählte
das erste bilaterale Treffen zwischen Bush und Chirac seit einem
halben Jahr. "Wir können Meinungsverschiedenheiten haben, das heißt
aber nicht, dass wir nicht anständig miteinander umgehen", sagte
Bush und wendete den zurückliegenden Streit über den Irak-Krieg ins
Positive: Die Beziehungen zu Chirac seien gerade deswegen so gut,
weil man in der Irak-Frage "sehr ehrlich" gewesen sei.
Nichts als Zuversicht
Das Gespräch blieb nicht ohne konkrete Vereinbarungen. Auf Wunsch
Bushs sicherte Chirac den USA zu, Spezialtruppen nach Afghanistan zu
schicken. Sie sollen dort mit den amerikanischen Verbänden
zusammenzuarbeiten. Auch in der großen Runde spiegelte sich die neue Harmonie in
konkreten Beschlüssen wider. Die Teilnehmer vereinbarten etwa, den
Kampf gegen den Terror weiter voran zu treiben und Partnerländern
technische Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Zudem soll die
Lieferung tragbarer Flugabwehrraketen an nichtstaatliche Bezieher
unterbunden werden. Mit verbesserten Kontrollen und
Überwachungssystemen will die Gruppe der Acht den Flugverkehr
weltweit sicherer machen und vor Anschlägen besser schützen.
Selbst beim ureigenen Thema der Konferenz, die früher
Weltwirtschaftsgipfel genannt wurde, trug die "Gruppe der Acht"
nichts als Zuversicht in die Öffentlichkeit. Vom Gipfel in Evian
gehe eine Botschaft des Vertrauens für die Weltwirtschaft aus,
erklärte Chirac. Und auch die deutsche Seite schloss sich dem
"insgesamt positiven Ausblick" an. Kanzler Schröder konnte beim dem
Gipfel auch einen ganz besonderen innenpolitischen Erfolg
verzeichnen: Seine Reformagenda 2010 erhielt die einhellige
Unterstützung der G-8-Kollegen.
Streitthemen wurden bei dem Gipfel ausgespart. Die Diskussion
über die Gründe der USA für den Irak-Krieg kam beispielsweise nicht
zur Sprache. "Welchen Sinn sollte das jetzt machen, sich über diese
Frage zu unterhalten?", fragte Kanzlerberater Bernd Mützelburg.
Schließlich gehe es jetzt darum, nach vorne zu schauen.