Gipfel in Seoul G-20-Mächtige rüsten zum Kampf der Währungen

Demonstranten in Seoul: Rangeln um die Weltwirtschaft
Foto: JO YONG-HAK/ REUTERSSeoul/Berlin - Vor dem , der am Donnerstag beginnt, hat sich der Streit um weltweite Handelsungleichgewichte verschärft. Auf einem hitzigen Vorbereitungstreffen in der südkoreanischen Hauptstadt beharrten am Dienstag die versammelten Ländervertreter auf ihren Positionen.
20 führenden Industrie- und Schwellenländer
Der Streit um Währungspolitik und Handelsbilanzen wird im Zentrum des fünften Treffens der stehen, das am Freitag in Seoul stattfindet. Bei einem Treffen zur Vorbereitung des Gipfels zeigten sich die stellvertretenden Finanzminister jedoch kaum bereit, von ihren Positionen abzuweichen, wie ein Sprecher der südkoreanischen Präsidentschaft berichtete.
"Stimmen wurden laut. Sie wollten sich auf keinen Kompromiss einlassen. Sie mussten sogar die Tür offen halten, weil die Debatte so hitzig war", sagte der Sprecher. Der Entwurf der Abschlusserklärung, welche die Abgesandten vorbereiten sollten, habe zahlreiche Klammern enthalten, sagte der Sprecher, weil es keine Einigung über die Formulierung gab.
Für weitere Spannungen dürfte die Mitteilung sorgen, dass der chinesische Exportüberschuss im Oktober stark zunahm. Wie die chinesische Zollbehörde mitteilte, stieg der Handelsüberschuss auf 27,15 Milliarden Dollar (19,47 Milliarden Euro) von 16,88 Milliarden Dollar im September. Es wurde erwartet, dass sich das US-Defizit gemäß den für Mittwoch erwarteten Zahlen auf rund 45 Milliarden Dollar belaufen werde.
Heftige Debatten um den Wert der chinesischen Währung
"Dieser starke Kontrast wird wahrscheinlich den internationalen Druck auf China weiter erhöhen, sich schneller in der Frage der Währung zu bewegen, um mehr Unterstützung für die Weltwirtschaft zu gewähren", sagte ein Finanzexperte der Royal Bank of Canada, Brian Jackson.
Eine chinesische Rating-Agentur warf den USA kurz vor dem Gipfel vor, ihre Schulden gar nicht zurückzahlen zu wollen. Zudem senkte die Dagong Global Credit Rating am Dienstag die Note der Kreditwürdigkeit der USA von AA auf A-plus. Die Bewertung könne weiter heruntergestuft werden. Hintergrund ist die neue Geldspritze der US-Notenbank Fed, mit der die Konjunktur angekurbelt werden soll. Ein derartiger Schritt laufe den Interessen der Gläubiger zuwider, erklärte die Agentur. Die Äußerungen hatten keinen erkennbaren Einfluss auf den Wert von US-Staatsanleihen.
China und die USA streiten schon länger über den Wert der chinesischen Landeswährung, den die US-Regierung als zu niedrig ansieht. Sie wirft China vor, den Wert künstlich niedrig zu halten, um der heimischen Exportwirtschaft mit günstigen Preisen auf dem Weltmarkt zu helfen. Das Thema soll auch auf dem Gipfel zur Sprache kommen. In einem Interview der französischen Zeitung "La Tribune" schlug der chinesische Präsident Hu Jintao aber eher versöhnlichere Töne an. Sein Land werde alles tun, um Einigkeit in Seoul zu erreichen.
Der britische Premier David Cameron appellierte an China, im Währungsstreit einzulenken. Eine größere Flexibilität bei den Wechselkursen sei entscheidend für das Wiedererstarken der Weltwirtschaft. Russland und Südkorea einigten sich im Vorfeld des Gipfels auf eine gemeinsame Erklärung. Darin fordern sie beiden Staaten von der G20 ein stärkeres Engagement für ein ausgeglichenes Währungssystem, Finanzkontrollmechanismen und gegen Protektionismus.
Merkel hofft auf sachliche Diskussion
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte in einem Interview den deutschen Exportüberschuss und warnte vor Verzerrungen der Wechselkurse. Diese sollten die Lage einer Volkswirtschaft widerspiegeln, sagte sie der "Welt". "Für mich steht fest, dass Verzerrungen der Wechselkurse den globalen Aufschwung schwächen", sagte Merkel. Eine Politik, die auf eine künstlich niedrig gehaltene Währung und damit verbundene Exportchancen setze, sei kurzsichtig und schade letztlich allen, warnte sie.
Zugleich verteidigte Merkel den deutschen Exportüberschuss. Leistungsbilanzen seien auch Leistungszeugnisse und das Ergebnis weltweiter Marktprozesse, sagte Merkel. "Unsere Exporterfolge belegen, wie wettbewerbsfähig deutsche Produkte sind", sagte Merkel. Merkel zeigte sich zuversichtlich, "dass wir im Kreis der G20 auch die Diskussion über angemessene Wechselkurse sachlich und im Geist der Zusammenarbeit führen werden".