Gipfel in Toyako Töpfer geißelt Klimabeschlüsse der G8
Hannover/Frankfurt am Main - Klaus Töpfer ist mit den Ergebnissen des G-8-Gipfels in Hokkaido unzufrieden. "Für den Klimaschutz hat sich in Toyako nicht viel getan", sagte der ehemalige Direktor des Uno-Umweltprogramms der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". "Wir benötigen wesentlich schnellere Weichenstellungen als jetzt beim G8-Gipfel vorgezeichnet", sagte Töpfer. Mehr als ein "zartes Bekenntnis" zum Klimaschutz seien die Beschlüsse des Gipfels nicht.
Von der Uno-Klimaschutzkonferenz im nächsten Jahr in Kopenhagen erwarte er ein Abkommen mit konkreten Minderungszielen bis 2050 samt verbindlicher Zwischenziele und Überprüfungsmechanismen.
Um Schwellenländer wie Indien und China auf konkrete Klimaziele zu verpflichten, benötigten diese konkrete Hilfen, sagte Töpfer. "Sie müssen die finanziellen und technischen Möglichkeiten erhalten, um gegensteuern zu können", sagte der ehemalige Bundesumweltminister. Dafür seien Vereinbarungen zur technologischen Zusammenarbeit nötig.
Die Kernenergie könne für das Klimaproblem nicht die Lösung sein, sagte Töpfer. Höchstens für eine Übergangszeit könne die Kernenergie als ergänzende Option eine Rolle spielen. "Um überhaupt etwas für den Klimaschutz zu erreichen, müssten weltweit schon Tausende Kernkraftwerke zusätzlich gebaut werden. Das ist nicht realistisch und würde die Gefahr vergrößern, dass nukleares Material in die falschen Hände gerät", sagte er.
Ganz anders dagegen die Einschätzung von Hans-Joachim Schellnhuber, dem Leiter des Potsdamer Klimaforschungsinstituts. Er sieht in den Klimabeschlüssen von Toyako einen "großen Schritt nach vorn". Das Ziel, den Kohlendioxidausstoß weltweit bis zum Jahr 2050 zu halbieren, gehe weit über die Festlegungen des letztjährigen Gipfels von Heiligendamm hinaus, sagte Schellnhuber der "Frankfurter Rundschau". "Völkerrechtlich für alle verbindliche Regelungen zum Klimaschutz können aber nur im Uno-Rahmen beschlossen werden", sagte er.
Allerdings sei es auf der Konferenz weder gelungen, für das Halbierungsziel das Basisjahr 1990 festzuschreiben, noch sich Zwischenziele zu setzen, sagte Schellnhuber. Für die EU verstärke sich jetzt die Notwendigkeit, sich bereits für das Jahr 2020 ehrgeizige Reduktionsverpflichtungen aufzuerlegen.
Die Kernkraft könne in Deutschland beim Klimaschutz allenfalls eine "gewisse Brückenfunktion" ausfüllen. Für besonders sichere Meiler könne eine Laufzeitverlängerung ins Auge gefasst werden. Damit verbundene Gewinne sollten einem Klimafonds zugutekommen, der Investitionen in erneuerbare Energien vorantreiben würde. "Für einen Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland sehe ich weder eine Notwendigkeit noch eine Berechtigung", sagte Schellnhuber.
als/ddp/dpa