Gipfeltreffen in Brüssel EU macht Serbien zum Beitrittskandidaten
Brüssel - Serbien ist der Europäischen Union ein Stück näher gerückt. "Der Europäische Rat hat Serbien EU-Kandidatenstatus gewährt", erklärte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy auf dem EU-Gipfel am Donnerstagabend in Brüssel über den Kurznachrichtendienst Twitter. Den Zeitpunkt für den Beginn von Beitrittsverhandlungen mit dem Balkanland lässt die EU nach dem Entwurf der Gipfelerklärung jedoch vorerst offen.
Zuvor hatte Rumänien nach langem Tauziehen rechtzeitig zum Spitzentreffen den Widerstand gegen diese Annäherung Serbiens an die EU aufgegeben. Belgrad hatte im Streit um die rumänischsprachige Minderheit der Vlachen (Walachen) eingelenkt.
Rumänien stimmte am Donnerstag einem serbisch-rumänischen Abkommen zum Minderheitenschutz zu, wie die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax berichtete. Ein Sprecher der rumänischen Regierungspartei begrüßte, dass die Vereinbarung in Brüssel unterzeichnet worden sei. Mit der Einigung war das letzte Hindernis für Serbien ausgeräumt - damit ein Land Beitrittskandidat werden kann, müssen alle EU-Staaten zustimmen.
Rumäniens Außenminister Cristian Diaconescu hatte sich beim Außenministertreffen am Dienstag in Brüssel quergestellt - zur Überraschung wie zum Ärger seiner europäischen Amtskollegen. Diaconescu hatte Garantien für in Serbien lebende Minderheiten gefordert, darunter die Walachen. Die Mitglieder der Volksgruppe betrachteten sich allerdings gar nicht als ethnische Rumänen, hieß es.
Als eigentliches Hindernis auf dem Weg Serbiens nach Europa galt lange der Konflikt mit seiner einstigen Provinz Kosovo. Nachdem das Kosovo sich im Februar 2008 gegen den Willen Belgrads für unabhängig erklärte, kam es immer wieder zu teils gewaltsamen Zwischenfällen an der kosovarisch-serbischen Grenze. Bei Gesprächen Ende vergangener Woche hatten sich die beiden Gegner über gemeinsame Grenzkontrollen und das Auftreten des Kosovos bei regionalen Konferenzen geeinigt. "Das war ein Wendepunkt auf dem Weg in Richtung EU", sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton.
Damit steht Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und Serbien nichts mehr im Weg. Ein Startdatum für den mehrjährigen Prozess gibt es aber noch nicht.