Druck auf Iran in Öltanker-Krise
"Wir glauben nicht, dass jemand anderes das getan haben könnte"
Nach den Vorfällen im Golf von Oman beschuldigen sich verschiedene Länder gegenseitig, die zwei Tanker angegriffen zu haben. Die Briten beharren auf ihrer Sicht, dass Teheran schuldig ist - liefern aber keine Beweise.
Ein iranisches Marineboot spritzt Wasser im Golf von Oman, um ein Feuer auf dem Öltanker "Front Altair" zu löschen
Foto: Uncredited/Tasnim News Agency/AP/DPA
Der britische Außenminister Jeremy Hunt hat seine Vorwürfe bekräftigt: Iran stecke hinter dem Angriff auf zwei Tanker im Golf von Oman. Er sei sich dessen "fast sicher". Die Geheimdienste hätten den Vorgang geprüft. "Wir glauben nicht, dass jemand anderes das getan haben könnte."
Zwei Tanker waren am Donnerstagmorgen bei Angriffen im Golf von Oman beschädigt worden. Die "Front Altair" einer norwegischen Reederei brannte nach einer Explosion. Der japanische Betreiber der "Kokuka Courageous" berichtete von zwei Detonationen.
Der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani behauptete, die USA steckten hinter den Explosionen. Sie seien eine Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen der USA gegen Iran, sagte er laut den iranischen Nachrichtenagenturen Irna und Isna vor dem Parlament in Teheran. Er lieferte keine Belege für seine Aussage.
Der britische Außenminister Jeremy Hunt in London: "Fast sicher"
Foto: Hannah Mckay/REUTERS
Die USA machen Iran für die Attacke verantwortlich - allerdings ohne klare Beweise vorzulegen. Bisher gibt nur Hinweise, etwa ein Video des US-Verteidigungsministeriums. Es soll ein iranisches Patrouillenboot zeigen, das an einem der Tanker festmacht, um eine nicht explodierte Haftmine vom Rumpf zu entfernen. Eine mögliche Erklärung wäre demnach, dass der Sprengstoff geborgen werden sollte, um Spuren zu beseitigen.
Davon will die US-Regierung nun auch internationale Partner überzeugen. US-Außenminister Mike Pompeo sagte am Sonntag in mehreren Interviews, es gebe keinen Zweifel, dass Iran für die Attacken verantwortlich sei. Er habe zu dieser Frage am Wochenende mit diversen Kollegen telefoniert und sei zuversichtlich, dass auch andere die Bedrohung durch Teheran verstehen werden. "Die Welt muss sich vereinen gegen die Bedrohung durch die Islamische Republik Iran", mahnte er.
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Großbritannien schloss sich der Einschätzung der USA an. Daraufhin meldete die iranische Nachrichtenagentur INSA, der britische Botschafter sei einbestellt worden. Das hat Rob Macaire nun auf Twitter zurückgewiesen. Er selbst habe um ein dringendes Treffen im Außenministerium nachgesucht, das ihm auch gewährt worden sei. "Keine 'Vorladung'", schrieb der Diplomat.
Auch Saudi-Arabien beschuldigte Iran. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman sagte, die Regierung habe den Besuch des japanischen Regierungschefs Shinzo Abe nicht respektiert und während dessen Anwesenheit die Schiffe angegriffen. Das sunnitische Saudi-Arabien sieht in dem schiitischen Nachbarn einen Erzfeind.
Sein Land wolle keinen Krieg, sagte der saudische Thronfolger. Zugleich betonte er: "Wir werden nicht zögern, jeder Bedrohung für unser Volk, unsere Souveränität und unsere lebenswichtigen Interessen zu begegnen." Das Problem liege allein in Teheran.
Die Besatzung des Tankers "Front Altair" ist nach Angaben der norwegischen Reederei Frontline am Samstag in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) eingetroffen. Die Seeleute seien demnach vom iranischen Bandar Abbas nach Dubai geflogen worden. Nach früheren Äußerungen der Reederei handelt es sich um elf Russen, einen Georgier und elf Philippiner.
Die Vorfälle ereigneten sich einen Monat nach "Sabotageakten" gegen vier Schiffe vor der Küste der Emirate. Auch in diesen Fällen machten die USA sowie Saudi-Arabien Iran verantwortlich. Teheran hatte die Vorwürfe auch damals zurückgewiesen.