Neues Kabinett in Griechenland Tsipras kürt Gegner der Sparpolitik zum Finanzminister

Für die internationalen Geldgeber werden die Verhandlungen mit Griechenland künftig noch schwieriger: Der neue Finanzminister Giannis Varoufakis lehnt Sparprogramme strikt ab.
Neuer Finanzminister Varoufakis: Tsipras befördert Spar-Gegner

Neuer Finanzminister Varoufakis: Tsipras befördert Spar-Gegner

Foto: AP/dpa

Athen - Griechenlands neuer Ministerpräsident Alexis Tsipras hat zwei Tage nach dem Wahlsieg die Mitglieder seines Kabinetts vorgestellt. Für die Finanzen sind künftig scharfe Kritiker der europäischen Sparpolitik verantwortlich.

So wird der 53-jährige Giannis Varoufakis neuer Finanzminister. Der Ökonom werde an den Verhandlungen mit den Geldgebern beteiligt sein, teilte ein Regierungssprecher in Athen mit. Im Wahlkampf hatte Varoufakis angekündigt, er werde Vorschläge machen, "die nicht einmal Wolfgang Schäuble ablehnen kann". Der französischen Zeitung "La Tribune" sagte er: "Was auch immer Deutschland sagt oder macht, letztlich zahlt es auf jeden Fall. Und seit 2010 war ich der Meinung, dass wir, die Griechen, nicht das moralische Recht haben, dieses Geld der deutschen Steuerzahler anzunehmen, um unsere Gläubiger zu bezahlen. In Wirklichkeit verschwindet dieses Geld nämlich in einem schwarzen Loch, und worum wir sie bitten, ist, dass sie es intelligenter einsetzen mögen."

Auch der 66-jährige Wirtschaftswissenschaftler Giannis Dragasakis erhält eine herausgehobene Position. Er wird künftig als stellvertretender Regierungschef die Aufsicht über den gesamten Bereich Finanzen und Wirtschaft haben und auch an den Verhandlungen mit den Geldgebern teilnehmen.

Varoufakis und Dragasakis setzten sich in der Vergangenheit vehement für das sofortige Ende der Sparpolitik ein. Sie sehen einen Schuldenschnitt als einzige Lösung für den Abbau des 320 Milliarden Euro großen griechischen Schuldenbergs.

Der Juniorpartner in der Links-Rechts-Regierung, der Chef der rechtspopulistischen Partei der Unabhängigen Griechen, Panos Kammenos, übernimmt das Ressort Verteidigung. Außenminister wird ein Technokrat, der Politikprofessor der Universität Piräus, Nikos Kotzias. Damit will Regierungschef Tsipras offenbar signalisieren, dass er eine ruhige Linie in außenpolitischen Themen fahren werde.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung wurde die Aussage von Varoufakis in der Zeitung "La Tribune" verkürzt wiedergegeben: "Was immer die Deutschen sagen, am Ende werden sie immer zahlen." Das Zitat war damit jedoch unvollständig. Wir bitten um Entschuldigung.

syd/dpa/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren