Griechenland-Wahl: Tsipras feiert Sieg und schwört Griechen auf harte Zeiten ein
Foto: Lefteris Pitarakis/ AP/dpaNicht nur mit seinen Schulden und den zugesagten Reformen hat Griechenland derzeit zu tun, sondern auch mit der Flüchtlingskrise. Alexis Tsipras hat die Griechen noch einmal daran erinnert: Es stünden harte Zeiten bevor, sagte der Syriza-Chef nach der Wahl in Griechenland. Seine Partei Syriza war am Sonntag überraschend deutlich zur stärksten Kraft gewählt worden.
Die Vereinbarungen mit den internationalen Geldgebern würden umgesetzt und die Verhandlungen fortgeführt, sicherte eine Parteisprecherin zu. Syriza hatte bei der Wahl am Sonntag 35,5 Prozent der Stimmen bekommen und errang damit 145 der 300 Sitze im Parlament, inklusive der 50 Bonus-Sitze für die stärkste Fraktion. Die konservative Nea Dimokratia bekam 28,1 Prozent, was 75 Sitzen entspricht (sehen Sie hier die Ergebnisse der Parlamentswahl im Detail).
Noch in dieser Woche soll die neue Regierung in Griechenland stehen. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Syriza-Kreise, wonach schon in drei Tagen alles geregelt sein soll. Die bisherige Koalition zwischen Syriza und der rechtspopulistischen Anel solle fortgeführt werden, erklärten beide Parteien noch am Wahlabend.
Anel erhielt 3,7 Prozent der Stimmen und damit zehn Mandate. Um alleine regieren zu können, werden rund 38 Prozent der Stimmen benötigt. Ab Montagmorgen werde seine Partei mit Tsipras als Ministerpräsident eine Regierung bilden, kündigte Anel-Chef Panos Kammenos an.
Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem gratulierte Tsipras und sagte, er wolle eng mit dem Land zusammenzuarbeiten und es bei seinen ehrgeizigen Reformvorhaben begleiten. Er und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) forderten eine rasche Regierungsbildung in Athen.
Viel Zeit bleibt ohnehin nicht: Das neue Parlament Griechenlands soll am 1. Oktober zusammenkommen. Es wird sich mit weiteren Spar- und Reformmaßnahmen sowie mit der Aufhebung der seit Juni bestehenden Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland beschäftigen müssen.
Für die Griechen ist es die zweite Parlamentswahl in diesem Jahr. Bei der vorherigen Abstimmung am 25. Januar hatte Syriza erstmals alle etablierten Großparteien hinter sich gelassen. Eine Neuwahl wurde jedoch notwendig, nachdem Tsipras am 20. August seinen Rücktritt erklärt hatte.
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Alexis Tsipras hat es geschafft: Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat er mit seinem Linksbündnis Syriza die Wahlen in Griechenland gewonnen.
Der alte Premier ist auch der neue: Nach Bekanntwerden des Ergebnisses ließ sich Tsipras in Athen von seinen Anhängern feiern.
Unterstützer der Syriza-Partei jubeln in Athen, als kurz nach 18 Uhr die gemeinsame Prognose von fünf Fernsehstationen auf den Bildschirmen erscheint. Ihre Partei liegt knapp vor der Nea Dimokratia (ND) - deren Spitzenkandidat Evangelos Meimarakis ist Tsipras unterlegen.
In einem Wahlbüro in Athen beginnt das Auszählen der Stimmen: Offenbar ist die Mehrheit der Griechen nach wie vor davon überzeugt, dass Tsipras sie aus der Krise führen kann. Wie erhofft hat er bei den vorgezogenen Wahlen eine Mehrheit für seine Partei gesichert.
Tsipras wählte am frühen Morgen in Athen - und kam anschließend grinsend aus der Kabine. Er hatte der griechischen Bevölkerung eine "kämpfende Regierung" versprochen, die zu Reformen bereit sei.
Tsipras hat mittlerweile Übung im Wahlkampf. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr ließ er die griechischen Städte mit Syriza-Wahlkampfpostern plakatieren. Dieses Foto entstand vor drei Tagen in Athen.
Als Tsipras' härtester Konkurrent galt Evangelos Meimarakis. Am Morgen ließ er sich von seinen Anhängern noch bejubeln.
Jetzt schauen die Wähler der konservativen Partei enttäuscht drein. Zwar könnte die Partei mit der Syriza eine große Koalition bilden - das hat Tsipras jedoch von vornherein ausgeschlossen.
Die Parlamentswahl war der fünfte Wahlgang in Griechenland seit 2010. Allein in diesem Jahr war es der zweite. Außerdem gab es im Juli noch das Referendum über die Reformauflagen der Gläubiger. Die Wahlbeteiligung fiel diesmal gering aus: Nur rund 60 Prozent der Griechen gaben heute ihre Stimme ab.
Die eindeutigen Gewinner der Wahl: Tsipras und Anel-Chef Panos Kammenos lassen sich von ihren Anhängern feiern.
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