Kritik am Minister Varoufakis bereut Homestory-Fotos

Finanzminister Varoufakis: Dem Starkult den Sauerstoff entziehen
Foto: Simela Pantzartzi/ dpaAthen - Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis bereut, dass er und seine Frau sich für das französische Magazin "Paris Match" fotografieren ließen. Die Illustrierte zeigte den Politiker zu Hause in Athen beim Klavierspielen, auf seiner Terrasse, beim Essen.
"Ich frage mich: Gefällt mir diese Ästhetik? Nein. Und ich bereue es. Wir beide bereuen es", sagte Varoufakis am Sonntag im griechischen Fernsehen.
Unterdessen dementierten Regierungskreise in Athen Berichte, wonach eine Entmachtung des Ministers unmittelbar bevorstehen könnte. Einige Medien verwandelten hier "Wunschträume" in Nachrichten, wurde in Athen erklärt.
Varoufakis erklärte am Sonntag, warum er sich auf die Fotos eingelassen habe. "Der Text, der diese Reportage begleitet, hat für uns (Griechenland) politisch sehr viel Gutes in Frankreich gebracht (...) Ich wünschte nur, es gäbe diese Fotos nicht", sagte Varoufakis.
Am Freitag hatte "Paris Match" mehrere Fotos des Finanzministers und seiner Frau in ihrem Penthouse in einem der teuersten Stadtviertel Athens unterhalb der Akropolis veröffentlicht.
Twitter-Nutzer Haris Nikolakakis spottete: "Dieser Fototermin zeigt der ganzen Welt, wie schlecht es in Griechenland läuft."
Einfache Bürger zeigten sich im Fernsehen verwundert, dass sich Varoufakis angesichts der Schuldenkrise stundenlang für solche Fotoproduktionen Zeit nehme. Die Bilder hatten ein sehr negatives Echo in der griechischen Bevölkerung ausgelöst.
Bei Twitter hatten zahlreiche Kritiker ihrem Unmut mit Hohn und Spott Luft gemacht. Unter anderem mit dem Hashtag #litosvios ("sparsames Leben"). Damit spielten die Kritiker auf einige Aussagen des Ministers bei dessen Amtsantritt an. Er hatte die Griechen zur Sparsamkeit und einem einfachen Lebensstil animiert.
Nicht nur die Fotos irritieren viele Beobachter, sondern auch das, was Varoufakis dem französischen Reporter erzählte. Denn seine Aussagen stehen im scharfen Kontrast zu der Fotostrecke. "Ich misstraue dem Star-System", sagte Varoufakis dort. "Dass ich nun Teil davon bin, ist für mich eine große Quelle der Besorgnis und der Unzufriedenheit", so der Minister weiter. Er wolle sich aber nicht gegen dieses "Star-System" auflehnen, "denn es bekämpfen, heißt, es in Gang halten". Er könne "ihm nur den Sauerstoff entziehen", so der Minister.
Die griechische Boulevardpresse hatte kürzlich ausgerechnet, dass Varoufakis binnen 30 Tagen mehr als 40 Interviews vor allem im Fernsehen gegeben hat. Kritik an den Fotos war auch aus Regierungskreisen gekommen. "Ich bin offen für Kritik", sagte Varoufakis dazu.