Flüchtlingswelle aus Syrien Griechen machen Grenze zur Türkei dicht

Die Zahl der Grenzsoldaten wird vervierfacht, schwimmende Barrieren und weitere Patrouillenboote kommen zum Einsatz: Griechenland verstärkt seine Grenze zur Türkei massiv. Die Regierung in Athen fürchtet einen Strom an Flüchtlingen aus Syrien.
Flüchtlingslager an griechisch-türkischer Grenze (im Dezember 2011): Neue Ströme erwartet

Flüchtlingslager an griechisch-türkischer Grenze (im Dezember 2011): Neue Ströme erwartet

Foto: ? Yannis Behrakis / Reuters/ REUTERS

Athen/Ankara - Aus Angst vor einer Flüchtlingswelle aus Syrien lässt Griechenland die EU-Außengrenze zur Türkei noch schärfer bewachen. 1800 Grenzpolizisten würden zusätzlich an die Grenze geschickt, sagte Justizminister Nikos Dendias am Montag nach einem Treffen mit dem griechischen Regierungschef Antonis Samaras. Bislang werden lediglich 600 griechische Grenzschützer eingesetzt. Auf dem Grenzfluss Evros würden weitere Patrouillenboote und schwimmende Barrieren eingesetzt.

Über die griechisch-türkische Grenze gelangen Hunderttausende Flüchtlinge aus Asien und Afrika illegal in die Europäische Union. Seit einigen Monaten patrouillieren an der Grenze neben griechischen Beamten auch Dutzende Mitarbeiter der EU-Grenzagentur Frontex.

In der vergangenen Woche hatte Dendias angekündigt, dass sein Land trotz internationaler Kritik am Bau eines knapp elf Kilometer langen Grenzzauns zur Türkei festhalte. Er soll Anfang Oktober fertig sein.

Mit der Eskalation der Gewalt in Syrien rund um die Großstadt Aleppo hat die Zahl der Flüchtlinge noch einmal drastisch zugenommen. Die schwersten Kämpfe seit Beginn der Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad lösten eine massive Flüchtlingswelle aus. Rund 200.000 Menschen sind nach Schätzungen von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond in den vergangenen Tagen aus Aleppo geflohen - viele zieht es in die Türkei. Schon jetzt leben mehr als 43.000 syrische Flüchtlinge in türkischen Lagern in der Grenzregion.

Am Montag verstärkte auch die türkische Armee ihre Präsenz an der Grenze zu Syrien. Ein Konvoi mit rund 20 Fahrzeugen sei in die Grenzregion entsandt worden, berichteten türkische Medien. Panzer, Raketenwerfer und Soldaten sind laut der Nachrichtenagentur Anadolu in die südtürkischen Provinzen Kilis und Hatay entsandt worden.

Nach Angaben aus Ankara sind erneut zwölf Offiziere der syrischen Armee desertiert und in der Nacht zum Montag in die Türkei geflohen. Unter ihnen befand sich den Angaben zufolge ein Brigadegeneral, der zuvor als stellvertretender Polizeichef in der Region Latakia im Nordwesten Syriens stationiert war. Damit stieg die Zahl der seit dem Beginn der Proteste gegen Staatschef Baschar al-Assad vor 16 Monaten in die Türkei geflohenen Generäle auf 28.

Höchster Diplomat in London kehrt Assad den Rücken

Auch im Ausland kehren Vertreter des Regimes Präsident Assad den Rücken. Der ranghöchste syrische Diplomat in London sagte sich am Montag vom Regime los. Der Geschäftsträger der Botschaft in London, Chalid al-Ajubi, habe die britischen Behörden darüber informiert, dass er nicht länger bereit sei, die syrische Regierung Assads zu unterstützen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in London. Ajubi ist erst seit Mai Geschäftsträger. Sein Vorgänger und der Botschafter waren bereits des Landes verwiesen worden.

Der Schritt Ajubis zeige den "Umschwung und die Verzweiflung" der Syrer. Das britische Außenministerium forderte andere syrische Diplomaten in aller Welt auf, es ihm gleichzutun. "Der Abgang ist ein weiterer Schlag für das Assad-Regime", sagte der Ministeriumssprecher.

In Aleppo bot das Regime den dritten Tag in Folge seine Panzer und Kampfhubschrauber gegen die Aufständischen in Aleppo auf. Die Regierung behauptet, schon gesiegt und die Rebellen aus der Stadt vertrieben zu haben. Doch die Aufständischen leisten offenbar nach wie vor Widerstand.

fab/dpa/dapd/Reuters
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