Tory-Abstimmung Michael Gove ist nun Johnson-Herausforderer Nummer eins

Umweltminister Michael Gove
Foto: Vudi Xhym shiti/DPAIm Machtkampf bei den britischen Tories zeichnet sich ein dramatisches Finale ab - im Ringen um Platz zwei. Die Unterhausabgeordneten der Konservativen wählen derzeit in mehreren Runden die beiden Kandidaten für das Amt des Parteichefs und damit auch des Premierministers, die sich anschließend einem Basisvotum stellen müssen. Ex-Außenminister Boris Johnson konnte die dritte Fraktionsabstimmung mit diesmal 157 von 313 Stimmen abermals deutlich für sich entscheiden. Doch dahinter bleibt es eng.
Umweltminister Michael Gove konnte sich nun ganz knapp auf den Rang hinter Johnson schieben. Mit 61 Stimmen zog er an Außenminister Jeremy Hunt vorbei, der auf 59 Stimmen kam. Sajid Javid ist dagegen raus aus dem Rennen um den Einzug in 10 Downing Street. Lediglich 34 Abgeordnete stimmten für den Innenminister.
Damit kommt es in der finalen Fraktionsentscheidung zum Showdown zwischen Hunt und Gove. Der Umweltminister schnitt zuletzt besser ab als erwartet. Schließlich steht er beim Brexit für einen härteren Kurs als sein unmittelbarer Kontrahent. In der vorangegangenen Runde war allerdings mit Rory Stewart ein ausgewiesener Proeuropäer ausgeschieden. Gove musste eigentlich davon ausgehen, dass die Mehrheit der Stewart-Anhänger anschließend Hunt unterstützen. Jetzt aber legte er um zehn Stimmen zu, Hunt lediglich um fünf.
Die abschließende Entscheidung in der Fraktion fällt am frühen Abend. Das Ergebnis wird gegen 19 Uhr verkündet. Die Urwahl beginnt am Samstag, etwa einen Monat später soll verkündet werden, wer neuer Tory-Chef wird - und damit auch auf Theresa May als Premierminister folgt.
An der Basis beliebt
Johnson ist einer der umstrittensten Politiker Großbritanniens. Viele sehen ihn als unberechenbaren Populisten. Allerdings ist er vor allem an der Tory-Basis besonders beliebt, weshalb er Topfavorit im Wettbewerb um die Macht im Land bleibt - unabhängig davon, gegen wen er antritt.
Johnson hat sich in den vergangenen Jahren beim EU-Austritt als Hardliner inszeniert. Die Brexit-Ultras in den Reihen der Tories versprechen sich von ihm, dass er Großbritannien zum 31. Oktober aus der Europäischen Union führt, ob mit Austrittsabkommen oder ohne. Johnson kokettiert durchaus mit einem radikalen Brexit, doch er hütete sich bislang, irgendwelche Garantien öffentlich abzugeben.
Gove und Hunt stehen dagegen für einen etwas moderateren Kurs. Beide würden den Brexit notfalls erneut aufschieben, wenn eine Einigung mit Brüssel unmittelbar bevorsteht.
Vor allem ein Duell zwischen Johnson und Gove hätte es in sich. Die beiden sind sich in inniger Feindschaft verbunden, nachdem der heutige Umweltminister seinem einstigen Verbündeten 2016 die Tory-Kandidatur vermiest hatte. Gove war kurzerhand selbst angetreten. Ohne seine Unterstützung aber hatte Johnson damals keine Chance - er gab auf.