

Das US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf Anweisung des damaligen Präsidenten George W. Bush errichtet, um mutmaßliche islamistische Terroristen ohne Prozess festzuhalten. Obwohl die Zahl der Inhaftierten seitdem stark gesunken ist, sind die Kosten noch immer enorm. Zu diesem Ergebnis kommt eine Berechnung der "New York Times" .
Für die Unterbringung der dort inzwischen nur noch 40 gefangenen Menschen mussten demnach im vergangenen Jahr mehr als 540 Millionen US-Dollar (circa 490 Millionen Euro) gezahlt werden. Das seien 13 Millionen Dollar pro Häftling - Guantanamo dürfte damit das teuerste Gefängnis der Welt sein, heißt es in dem Bericht.
Insgesamt waren nach Angaben der Zeitung 770 Männer und Jungen in Guantanamo inhaftiert, den letzten Neuzugang gab es im Jahr 2008. Einen Teil der Kosten verursacht laut dem Bericht auch der Betrieb des Geländes, auf dem es mehrere Gefängnisgebäude unterschiedlicher Sicherheitsstufen und ein eigenes Sondergericht gibt. Für die Bewachung der Gefangenen sind rund 1800 Soldaten im Einsatz, die in dem Lager auch untergebracht sind. Jeder Häftling wird also von 45 Sicherheitskräften bewacht.
Für das Guantanamo-Personal gibt es eine Kapelle, ein Kino, zwei Gaststätten und ein eigenes medizinisches Team. Denn anders als in anderen amerikanischen Gefängnissen können Soldaten und Betreuer den von Kuba gepachteten hermetisch abgeriegelten Stützpunkt nicht verlassen.
Trump verhinderte eine Schließung
Zur Anhörung der Inhaftierten werden Richter, Anwälte, Journalisten und Hilfskräfte wöchentlich mit Shuttles ein- und ausgeflogen. Jeder Flug mit einer vom Pentagon gecharterten Maschine kostet laut dem Bericht 80.000 Dollar. 2018 gab es demnach 52 solcher Flüge.
Die 40 Gefangenen - alle sind männlich - erhalten Halal-Lebensmittel, haben Zugang zu Satellitennachrichten- und Sportkanälen. Sie dürfen Trainingsgeräte benutzen und an Playstations spielen. Gefangene, die sich an die Regeln halten - und das sind laut dem Bericht seit Jahren die meisten -, können Mahlzeiten gemeinsam einnehmen und in Gruppen beten. Manchen sei es auch erlaubt, Kunst- oder Gartenbaukurse zu besuchen.
Die medizinische Versorgung der Gefangenen wird laut dem Bericht von rund hundert Ärzten und Krankenschwestern der Marine übernommen, die auch die Soldatenklinik betreuen. Im vergangenen Jahr hatte das Team ein Budget von vier Millionen Dollar.
Ein Ende von Guantanamo ist nicht in Sicht: Präsident Donald Trump ordnete erst Anfang 2018 den Fortbestand des umstrittenen Lagers an. Er wollte dort weiterhin "böse Kerle" einkasernieren - seitdem wurde aber niemand mehr nach Guantanamo gebracht.
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Soldaten vor Guantanamo: Das US-Gefangenenlager ist vermutlich das teuerste Gefängnis der Welt.
Laut einem Bericht der "New York Times" kostete die Unterbringung der 40 Inhaftierten im vergangenen Jahr mehr als 540 Millionen Dollar.
1800 Soldaten werden für die Bewachung der Inhaftierten eingesetzt.
Das Lager war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf Anweisung des damaligen Präsidenten George W. Bush errichtet worden, um mutmaßliche islamistische Terroristen ohne Prozess festzuhalten.
Auf diesem Foto sind Fußfesseln zu sehen, die in einem Aufenthaltsraum in Guantanamo auf dem Boden liegen.
Lebensmittel für die Insassen. Die Gefangenen erhalten Halal-Nahrung.
Alle 40 Inhaftierten in Guantanamo sind männlich.
Insgesamt waren nach Angaben der Zeitung 770 Männer und Jungen in Guantanamo inhaftiert, den letzten Neuzugang gab es im Jahr 2008.
Die US-Fahne weht über "Camp Justice". In dem Gebäude finden die Anhörungen statt.
Ein Soldat vor dem Ausgang von Guantanamo. Für sie gibt es eine Kapelle, ein Kino, zwei Gaststätten und ein eigenes medizinisches Team.