

Damaskus/London - Der 4. Februar 2012 war einer der düstersten Tage während der blutigen Belagerung der Stadt Homs durch die syrische Armee. Stundenlang feuerten Truppen des Assad-Regimes Granaten auf die Rebellenhochburg, Hunderte Zivilisten sollen bei dem Beschuss gestorben sein. Einen Tag später soll Diktator Baschar al-Assad eine E-Mail an seine Ehefrau Asma geschickt haben - und widmete ihr ein Lied des US-Country-Stars Blake Shelton. So berichtet es zumindest die britische Zeitung "Guardian".
"Ich bin wandelnder Herzschmerz/Ich hab es ganz schön verbockt/Der Mensch, der ich jetzt bin/Ist nicht der, der ich sein will", heißt es in der Ballade "God Gave Me You". Den Link zum Download in Apples iTunes-Musikbibliothek hatte der syrische Herrscher demnach gleich beigefügt.
Diese bizarre Episode ist nur einer der Einblicke in die private Kommunikation der Assad-Familie, die die rund 3000 E-Mails liefern, die dem "Guardian" zugespielt wurden. In ungekannter Detailfülle dokumentieren die Dateien, wie die Herrscher-Sippe abgeschottet vom Leid im Land weiter ein Leben im Luxus genießt.
Der "Guardian" hat die Dokumente nach eigenen Angaben aus Kreisen der Opposition erhalten - und Informationen sowie Kontaktdaten so gut es geht überprüft. Zudem wurden zahlreiche im Mail-Verkehr benannte oder sogar dirket involvierte Personen von dem Blatt konfrontiert. Die Authentizität lässt sich trotzdem nicht zweifelsfrei belegen.
Während das Volk im Land immer stärker unter den internationalen Sanktionen leidet - und die Armee mit unverminderter Härte gegen die Opposition vorgeht - sorgte sich Asma al-Assad laut den "Guardian"-Informationen im Januar 2012 eher um den Zustand zweier luxuriöser Nachttische. Diese waren bei einem Möbelbauer in London bestellt worden. "Die haben unterschiedliche Lackierungen - und verschiedenfarbige Schubladen", heißt es in einer Beschwerde-E-Mail unter dem Pseudonym "Alia". Immer wieder taucht diese "Alia" in Bestellungen bei Geschäften in Paris und London auf. Dahinter soll sich Asma al-Assad verbergen.
Ming-Vase, kristallbesetzte Pumps - und Country-Musik aus den USA
Trotz aller Handelsbeschränkungen schaffte es die Assad-Familie offenbar problemlos, sich Lifestyle-Produkte aus dem Westen zu besorgen. "Zehn Wochen Lieferzeit" heißt es lapidar in der Nachricht eines Mittelsmanns in London, der im Edelkaufhaus Harrods die Shoppings-Liste aus Damaskus abarbeitete.
Auch Geldsorgen scheinen der schwerreichen Sippe weiter fremd: 10.000 britische Pfund für Kerzen und Kronleuchter im Juli 2011; eine Blumenvase für 2650 Pfund im Monat davor; 3800 Pfund für kristallbesetzte Damenschuhe im Februar 2012 - der "Guardian" führt die Liste ausführlich fort.
Während sich die Gattin über das Internet mit Luxusgütern versorgt, scheint der syrische Diktator selbst besonderen Gefallen am Online-Shopping bei iTunes gefunden zu haben. Über einen Account, bei dem ein Name und eine Anschrift in New York hinterlegt sind, stöberte Assad laut "Guardian" regelmäßig im Apple-Store. Ob County-Musik, das Pop-Duo Right Said Fred oder die Hip-Hopper Chris Brown und Busta Rhymes - alles fand den Weg in den Warenkorb des Machthabers.
Bezahlt wurden die Audio-Dateien offenbar über ein American-Express-Kreditkartenkonto. Auf welchen Namen dieses Konto gemeldet ist, ist bislang unklar.
Trotz Shoppingrausch und iTunes-Faszination: Ganz ignorieren kann offenbar selbst Asma al-Assad die dramatische Lage im Land nicht. Kurz vor dem Jahreswechsel schickte die syrische First Lady einen Link an ihren Gatten. Dieser führt auf eine Internetseite für kugelsichere Herrenjackets.
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Asma und Baschar al-Assad: Aktivisten hackten nach eigenen Angaben die privaten E-Mail-Konten des Präsidetenpaars. Neben politischem Austausch mit Beratern zeigen die E-Mails laut Berichten des "Guardian" auch, was sich Assads im Internet kauften.
Trotz aller Handelsbeschränkungen schaffte es die Assad-Familie offenbar problemlos, sich Lifestyle-Produkte aus dem Westen zu besorgen. Asma al-Assad kaufte demnach regelmäßig im Internet ein, gab Zigtausende für Luxusprodukte aus.
Asma al-Assad (hier in Wien) interessierte sich bei ihren Online-Shopping-Tour besonders für Luxusprodukte und feilschte eifrig um Rabatte. Unter anderem ließ sie in London eine Ming-Vase im Kaufhaus Harrod's kaufen.
Auch für kristallbesetze Lederpumps wie diese interessierte sich Frau Assad. Kostenpunkt: 3795 britische Pfund, rund 4550 Euro.
Möbel ließ Frau Assad bei "Baker Furniture" kaufen....
Mehrere tausend britische Pfund soll auch dieser Esstische gekostet haben.
Präsident Baschar al-Assad selbst kaufte kaum Luxusprodukte, war aber offenbar treuer Kunde beim Online-Store von iTunes. Über eine Tarnanschrift in New York hat der syrische Präsident sich mit Musik und Filmen aus Amerika versorgt.
Hip Hop für Damaskus: Während die US-Regierung Sanktionen gegen ihn verhängte, kaufte Assad unter anderem "Look At Me Now" von US-Sänger Chris Brown, auf dem auch die Rapper Lil Wayne und Busta Rhymes mitwirken.
Kurz vor Weihnachten kaufte Assad bei der Musikbörse laut Berichten das Lied "Don't Talk Just Kiss" der britischen Neunziger-Jahre-Popduos Right Said Fred. Assad iTunes-Shoppingliste zeigt eine wilde Mischung der Stilrichtungen...
...offenbar mag der Diktator sogar Country-Musik. Anfang Februar schickt Assad seiner Frau eine iTunes-Datei des Lieds "God Gave Me You" vom amerikanischen Country-Star Blake Shelton.
Auch ein Weihnachtslied von Schmusesänger Cliff Richard findet sich unter Assads Einkäufen.
Im Januar kaufte Assad schließlich mehrere Lieder der US-Dance-Combo LMFAO, unter anderem das Lied "Sexy and I Know It".
Harry-Potter-Fan aus Syrien: Im November kaufte Assad den Harry-Potter-Film "Deathly Hallows Part II" und mehrere Harry-Potter-Apps für das iPad.
Trotz Shoppingrausch und iTunes-Faszination: Ganz ignorieren kann offenbar selbst Asma al-Assad die dramatische Lage im Land nicht. Kurz vor dem Jahreswechsel schickte die syrische First Lady einen Link an ihren Gatten. Dieser führt auf eine Internetseite für kugelsichere Herrenkleidung.
Auch diese Jacke befand sich laut "Guardian"-Informationen unter den kugelsicheren Kleidungsstücken, die die First Lady für ihren Ehemann ausgesucht hat.
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