Haiti Aristide fordert Widerstand gegen "Besatzung"
Bangui/Port-au-Prince - In einer Pressekonferenz in Bangui, der Hauptstadt der zentralafrikanischen Republik, beschuldigte Jean-Bertrand Aristide erneut die USA, ihn entführt und gewaltsam entmachtet zu haben. "Tatsache ist, es war eine politische Entführung. Leider hat sie einer Besetzung den Weg geebnet. Im Namen des Friedens rufen wir zu friedlichem Widerstand auf", sagte Aristide.
Es war Aristides erster öffentlicher Auftritt seit seiner Ankunft in dem zentralafrikanischen Staat am 1. März. Zentralafrikanische Behörden hatten sich zuvor verärgert darüber gezeigt, dass der ehemalige Priester in Telefonaten mit Medien und Freunden wiederholt die USA beschuldigte, ihn entmachtet zu haben. Heute hatte der französische Radiosender RTL einen Ausschnitt aus einem Telefongespräch gesendet, in dem Aristide zusätzlich betonte, er bleibe der Präsident Haitis.
In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince bemühten sich unterdessen Ärzte und Armee weiter, verletzte Demonstranten zu versorgen. Bei einem Angriff auf eine Menschenmenge wurden mindestens fünf Menschen getötet, unter ihnen auch ein spanischer Fernsehkorrespondent. Augenzeugen berichten, die Täter hätten in eine Menge von mehreren tausend Menschen geschossen, die vor dem Nationalpalast den Sturz des geflohenen Aristide feierten. Die Menschen demonstrierten gleichzeitig für ein Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Staatschef. Den Augenzeugen nach gehören die Schützen zu Aristides Lavalas-Bewegung.
US-Marineinfantristen und Militärhubschrauber wurden eingesetzt und mehrere Schüsse abgefeuert, teilte der amerikanische Major Richard Crusan mit. Einer der Aristide-Anhänger habe auf einen Marineinfanteristen gefeuert und sei daraufhin von diesem erschossen worden, sagte US-Oberst Charles Gurganus.
Die aufgebrachte Menschenmenge warf der US-geführten multinationalen Truppe vor, die Demonstranten nicht genug geschützt zu haben. Der französische Kommandeur Oberst Daniel Leplatois verteidigte die Truppen. "Wir konnten nicht das Leben aller Demonstranten schützen", sagte er. Die haitianische Opposition fordert außerdem die Entwaffnung der Anhänger Aristides. "Warum sind sie da, wenn sie die Menschen nicht beschützen?" fragte die Oppositionspolitikerin Marie Denise Claude. "Die internationale Gemeinschaft muss die Banditen entwaffnen."
Der haitianische Ministerpräsident Yvon Neptune verurteilte die Gewalt. Die Marineinfanteristen hätten jedoch wie vorgeschrieben gehandelt, sagte er. Die sieben Mitglieder eines kürzlich ernannten Komitees wollten erneut zusammenkommen, um einen Nachfolger für Neptune auszuwählen. Der neue Regierungschef soll dann gemeinsam mit Aristides Partei Lavalas und der Opposition eine Übergangsregierung bilden.