

Trump hilft Clinton Danke, Donald!


US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton
Foto: SCOTT MORGAN/ REUTERSUS-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton
Foto: SCOTT MORGAN/ REUTERSDie USA, genauer gesagt der konservative Teil des Landes, befindet sich dieser Tage in einem ganz und gar außerordentlichen Zustand. Die Kandidaten der Republikaner haben es weitgehend aufgegeben, ihre Pläne zur Zukunft des Landes zu diskutieren. Lieber beschäftigen sie sich mit der Länge ihrer Genitalien und erklären das Volumen von abgesondertem Schweiß zu einer bedeutenden Variable der politischen Zuverlässigkeit. Welch ein Wahlkampf für eine Partei, die mal den Ruf hatte, das patriotische Rückgrat der Vereinigten Staaten von Amerika zu sein.
Man kann sich darüber lustig machen. Wie Donald Trump allerdings durch den Wahldienstag gerauscht ist, ist überhaupt nicht lustig. Wenn es nicht noch mit dem Teufel zugeht, ist die Präsidentschaftskandidatur seine. Trumps Stärke zeigt, dass der entgleiste Wahlkampf der Republikaner das perfekte Biotop für seine Kandidatur ist. Auf dem Gebiet der Boshaftigkeiten und Erniedrigungen schlägt den xenophoben Milliardär niemand. Trump ist der König des brutalen Amerika, und all jene, die versuchen, ihm die Krone zu nehmen, enden als Hofnarr. Marco Rubio hat das gerade erlebt.
Immerhin: Der Wahldienstag hat die Verhältnisse ein Stück weit geklärt. Es sieht so aus, als hieße das Duell im Sommer Donald Trump gegen Hillary Clinton - und für die Demokratin ist das keine ganz schlechte Nachricht. Der Aufstieg Trumps zum wahrscheinlichsten Kandidaten der Republikaner verleiht ihrer schleppenden Kampagne endlich einen tieferen Sinn: Hillary Clinton muss die USA, ja sie muss die gesamte Welt vor diesem Mann retten. It's as simple as that, wie der Amerikaner sagt.
Die Mission Rettung ist für sie eine einmalige Chance. Die Marke Clinton erfüllt viele Amerikaner schlicht mit einer großen Langeweile, weil sie schon seit Ewigkeiten ein Teil des Washingtoner Systems zu sein scheint. Clinton braucht dringend ein Thema, mit dem sie das liberale Amerika motivieren kann. Aber eine Vision, die manche bei ihr so sehr vermissen, ist jetzt gar nicht mehr wirklich nötig. Die Furcht vor Trump, der Einwanderer deportieren möchte und Grundrechte mit Füßen tritt, wird sie im November alle an die Urnen treiben: die Minderheiten, die Weltoffenen, die Frauen, die Wechselwähler.
Es ist paradox: Je weniger sie die Wahl im November zum Referendum über sich selbst und je mehr sie die Wahl zur Abstimmung über Trumps Wahnsinn macht, desto größer sind ihre Chancen. Eine solche Angstkampagne ist zwar kein besonders vornehmes Instrument in der politischen Auseinandersetzung, aber gegen Trump dürfte kaum etwas anderes helfen. Und Clinton kommt sie sehr gelegen, weil weder ihr Charisma allein noch ihr so arg sozialdemokratisch wirkendes Programm ausreicht, um die Wahl zu gewinnen.
Ein Kinderspiel würde ein Duell mit dem Milliardär für Clinton dennoch keinesfalls. Trumps Basis steht. Er mobilisiert Menschen, die sich für Amerikas Politik bisher in etwa so wenig interessierten wie für die Belange der Khoisan-Völker im südlichen Afrika. Die meisten seiner Kritiker bei den Republikanern werden einschwenken, sobald Trumps Kandidatur feststeht. Und so wie Trump die Vorwahlen nach seinen Regeln gestaltet hat, so dürfte er auch versuchen, dem Hauptwahlkampf seine Regeln aufzuzwingen.
Aber Trump wird auch Clintons bester Mobilisierungshelfer werden. Jedenfalls dann, wenn das Rennen so kommt, wie jetzt alle erwarten.
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In zahlreichen US-Bundesstaaten waren Demokraten und Republikaner aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben. Wen wollen sie als nächsten US-Präsidentschaftskandidaten sehen? Hier entscheiden sich Wähler in Atlanta im Bundesstaat Georgia.
Für die Kandidaten - und ihre Unterstützer - ist der Super Tuesday ein extrem wichtiger Tag. An keinem anderen wird in so vielen Bundesstaaten gleichzeitig gewählt. Dieses Clinton-Porträt war in Miami, Florida, zu sehen. Dorthin war...
...Clinton gereist. "Im ganzen Land haben Demokraten heute dafür gestimmt, Mauern einzureißen, sodass wir zusammen großartig sein können", sagte sie vor ihren Anhängern.
Die frühere US-Außenministerin Clinton gewann mit Texas, Tennessee, Virginia, Georgia, Alabama und Arkansas mindestens sechs der elf Staaten sowie das Außengebiet in Samoa.
Clintons parteiinterner Rivale Bernie Sanders war am Super Tuesday in seinem Heimatstaat Vermont. Gemeinsam mit Ehefrau Jane und Sohn Levi sang er "This Land is Your Land".
"Bernie ist mein Superheld", steht auf dem Plakat dieses Mannes, er trägt das passende Superman-Shirt. Das Foto entstand in Vermont, dem Heimatstaat Sanders - erwartungsgemäß konnte er die Vorwahl dort mit sehr deutlichem Vorsprung für sich entscheiden.
Händeschütteln und Umarmen gehört im Vorwahlkampf dazu - hier ist Sanders in Burlington in Aktion zu sehen. Wer bei den Demokraten nominiert werden will, muss auf mindestens 2383 Delegierte kommen - am Super Tuesday geht es um rund tausend.
Die republikanischen Bewerber brauchen für eine Nominierung mindestens 1237 Delegierte, am Super Tuesday geht es für sie um etwa 600. Hier ist der umstrittene Kandidat Donald Trump zu sehen, er gibt in Louisville, Kentucky, Autogramme.
In Kentucky verbrachte Milliardär Trump die Zeit nicht nur mit seinen Anhängern - er griff auch erneut seine innerparteilichen Konkurrenten an. Marco Rubio? Ein Leichtgewicht. Ted Cruz? Ein Lügner.
"Ein wunderbarer Abend, so erfreulich", sagte Trump vor seinen Anhängern.
Auf seinem Twitter-Account bedankte Trump sich bei all den Staaten, in denen er gewann, darunter Georgia, Massachusetts, Tennessee, Alabama und Kentucky - dort entstand dieses Foto.
Hier spricht der Republikaner Marco Rubio in Andover, Minnesota, zu seinen Anhängern. Später nannte er Trump einen Betrüger. In den vergangenen fünf Tagen habe er, Rubio, damit begonnen, "den wahren" Trump zu entblößen. Tatsächlich hatten seine Attacken gegen Trump zuletzt deutlich zugenommen.
"Die Partei von Lincoln und Reagan und die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten werden niemals von einem Hochstapler übernommen werden", sagte Rubio mit Blick auf Trump. Hier ist Rubio mit seinen Kindern in Miami zu sehen - im US-Bundesstaat Florida wird in zwei Wochen gewählt.
Auf Senator Rubio liegen die Hoffnungen des konservativen Establishments. Er "hat einen schweren Abend", sagte Trump über seinen Konkurrenten - da hatte der Milliardär schon in mehreren Staaten gewonnen, Rubio in keinem.
Ted Cruz feiert sich - gemeinsam mit seiner Familie und Fans - für seine Erfolge in Oklahoma, Texas und Alaska.
Anhänger von Hillary Clinton kamen verkleidet zur Wahlkampfparty nach Miami - ob es im Kampf ums Weiße Haus am Ende tatsächlich Clinton vs. Trump heißt, dürfte am Ende dieses Super Tuesdays klarer sein.
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