Trump verhedderte sich bei seinen Steuern und beim Klimawandel, Clinton kam beim Freihandel und ihren E-Mails ins Schwimmen: Hier sind die Themen, bei denen die Kandidaten im TV-Duell patzten.
Clinton warf ihrem Widersacher im TV-Duell erneut vor, seine Steuererklärung nicht zu veröffentlichen. Trumps Argument, dass noch eine Steuerprüfung laufe und eine Offenlegung deshalb nicht legal wäre, sei nur vorgeschoben und solle in Wahrheit verschleiern, dass er keine Einkommensteuer zahle. "Das würde nur beweisen, dass ich schlau bin", schoss Trump zurück. Dann machte er eine Bemerkung, die fast wie ein Eingeständnis klang, dass Clinton recht hat: "Die Regierung würde mein Steuergeld ja sowieso nur verplempern." Tatsächlich konnte Trump keinen überzeugenden Grund nennen, weshalb er seine Steuererklärung nicht offenlegt. Seine sarkastischen Bonmots dürften unentschlossene Wähler kaum davon überzeugen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.
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2. Die Debatte um Obamas Geburtsort
Trump wurde von Moderator Lester Holt direkt gefragt, weshalb er behauptet habe, Präsident Obama sei nicht in den USA zur Welt gekommen - ein Vorwurf, den besonders viele Afroamerikaner als rassistisch und verletzend empfinden.
Trump entgegnete zunächst, diese Behauptung sei zuerst 2008 vom Clinton-Team aufgestellt worden, als sich Clinton und Obama als Konkurrenten um die Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten bewarben. Es sei ein Vertrauter Clintons gewesen, Sidney Blumenthal, der damals einen Reporter nach Kenia geschickt habe, um das prüfen zu lassen.
Trump konnte jedoch nicht bestreiten, dass er diesen Vorwurf auch selbst verbreitet hat, und versuchte, dies sogar als Verdienst herauszustreichen: Er sei der Erste gewesen, der eine Kopie der Geburtsurkunde des Präsidenten gefordert und auch bekommen habe. So habe er das Thema "beendet".
Clinton hörte sich das mit mokantem Lächeln an und sagte: "Haben Sie das eben gehört?" Trump sei nur allzu bekannt für rassistisches Verhalten, so Clinton, die darauf hinwies, dass es in der Vergangenheit ein Gerichtsverfahren gab, weil eine von Trumps Immobilienfirmen nicht an Schwarze vermieten wollte. Eine starke Szene für Clinton.
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3. Klimawandel
Clinton warf Trump vor, er streite den Klimawandel ab und behaupte, dieser sei nur ein Märchen, das von China verbreitet werde. "Das hab ich nicht gesagt", erwiderte Trump. Clinton forderte alle Fakten-Checker auf, gründlich nachzusehen - und tatsächlich: Es gibt einen Trump-Tweet aus dem Jahr 2012, der lautet: "Der Klimawandel wurde von und für die Chinesen erfunden, weil sie die US-Firmen aus dem Rennen werfen wollen."
Ob er noch immer dieser Meinung ist, ist unklar, aber er hat wiederholt vor Anhängern gesagt, dass er nicht an einen - wissenschaftlich nachgewiesenen - von Menschen verursachten Klimawandel glaube. Hier wirkt Trump wenig glaubwürdig.
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+++ Hillary Clintons Patzer +++
1. Freihandel
Seine stärksten Momente hatte Trump zu Beginn der Debatte, als er den Freihandel und insbesondere das Nafta-Abkommen als Ursache für die Schwächen der US-Wirtschaft geißelte. Er warf Clinton vor, sich nachdrücklich für Freihandelsabkommen wie Nafta und TTP eingesetzt zu haben, die amerikanische Jobs gefährdeten. Trump hat recht: Clinton äußerte sich mehr als 40 Mal positiv über TTP, hat das aber deutlich zurückgefahren, seit ihre Präsidentschaftskampagne begann.
Clinton war wie erwartet sehr gut auf die Debatte vorbereitet. Sie hatte eine klare Strategie: Sie wollte Trump zu unüberlegten Reaktionen provozieren. Sie hatte ein Programm: Ihre Antworten waren durchdacht, sie nutzte jede Gelegenheit, alle ihre wichtigen Themen zu platzieren.
Nachteil dieser minutiösen Vorbereitung ist allerdings, dass ihre Antworten zuweilen gekünstelt und einstudiert wirkten. Ein Handicap, das sie nicht nur in diesem Wahlkampf verfolgt, sondern quasi ihre gesamte politische Karriere hindurch. Trumps beste Bonmots zielten genau darauf ab: Sie rede wie "ein typischer Politiker" und ein "Washington-Insider".
Clinton reagierte wie in dem Sprichwort "Ein Lächeln ist manchmal die eleganteste Art, einem Gegner die Zähne zu zeigen". Doch auch das wirkte aufgesetzt, als verberge sie ihre spontane Reaktion - etwas, was ihrem Widersacher sicher nie passieren wird.
16 BilderFotostrecke: Duell mit 100 Millionen Zuschauern
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Verkniffene Miene, angestrengtes Lächeln: Die Anspannung war Donald Trump und Hillary Clinton bei ihrem ersten TV-Duell deutlich anzumerken
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Ein Handschlag, ein Lächeln für die Kameras, dann ging es los.
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Der Republikaner und die Demokratin trafen sich an der Hofstra University vor den Toren New Yorks. Der TV-Sender NBC übertrug das Spektakel live.
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Das TV-Duell war mit Spannung erwartet worden: Weil die beiden Kandidaten in Umfragen derzeit nah beieinander liegen, wird der Debatte besondere Bedeutung beigemessen - sie könnte das Wahlergebnis entscheidend beeinflussen.
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Je weiter der erste Teil der TV-Debatte voranschritt, umso unruhiger wirkte Trump. Wenn Clinton sprach, verzog er das Gesicht. Sie lächelte, wenn Trump redete.
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Moderiert wurde das TV-Duell von Lester Holt, er ist üblicherweise für die Nachrichtensendung "NBC Nightly News" zuständig.
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Sie könnten bald an der Seite ihrer Ehepartner ins Weiße Haus einziehen: Melania Trump und Bill Clinton schüttelten sich vor dem TV-Duell die Hand, dann gingen sie getrennte Wege.
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Das Lager der Trump-Unterstützer: Melania und Ivanka Trump sitzen neben dem Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Pence.
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Auch Hillary Clinton hatte familiäre Unterstützung im Publikum: Hier sind ihre Tochter Chelsea und ihr Ehemann Bill Clinton zu sehen.
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Rund 100 Millionen Zuschauer sollen das Duell vor den Fernsehern verfolgt haben.
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Noch nie wurde eine Debatte zwischen zwei amerikanischen Präsidentschaftskandidaten derart gehypt.
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Die Ex-Außenministerin wirkte sehr gut vorbereitet und hatte einen guten Start in die TV-Debatte. Trump unterbrach sie mehrfach und wirkte aggressiver und unruhiger als Clinton.
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"Wir müssen beenden, dass uns so viele Jobs gestohlen werden", sagte Trump in seinem Eröffnungsstatement. Und später in Richtung Clinton: "Typisch Politiker. Nur reden, nicht handeln."
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Clinton hatte am Ende der Debatte gut lachen. Die Erwartungen an sie waren ungleich höher - und nach ersten Einschätzungen der Experten konnte sie den Ansprüchen gerecht werden.
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Trump hingegen wirkte teils aggressiv und oft atemlos. "Ich habe die deutlich bessere Urteilsfähigkeit als sie", sagte er. "Sie sieht nicht wie eine Präsidentin aus, sie hat nicht die Ausdauer dazu." Die "Washington Post" bezeichnete Trump in Teilen der Debatte als "ziellos".
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Trump oder Clinton - wer wird US-Präsident Barack Obama nachfolgen? Die Amerikaner wählen am 8. November.