Holocaust-Leugner-Konferenz Braune Reisegruppe in Teheran
Teheran - Welche Klientel die Konferenz in Teheran anzieht, machte der Auftritt des in Deutschland geborenen Australiers Gerald Fredrick Töben deutlich: Er brachte ein Modell des Vernichtungslagers Treblinka mit und lobte Ahmadinedschads Stellungnahmen zum Holocaust. Der Holocaust sei ein "unhinterfragtes Dogma", behauptet Töben. Er ist Direktor des revisionistischen "Adelaide Institute", das als Schaltzentrale der australischen Holocaust-Leugner gilt.
Töben war bei einem Deutschlandbesuch verhaftet und vom Landgericht Mannheim wegen Volksverhetzung zu zehn Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden, weil er 1998 in einem offenen Brief an eine Richterin die Ermordung von Juden in Konzentrationslager Auschwitz bestritten hatte.
Außenminister Manutschehr Mottaki hatte die Konferenz am Morgen in der iranischen Hauptstadt Teheran eröffnet. An der Konferenz nehmen nach iranischen Angaben mehr als 60 ausländische Gäste aus 30 Ländern teil. Hierbei handele es sich nur um Wissenschaftler und Meinungsforscher, nicht jedoch um Neo-Nazis, betonen die Veranstalter.
Rechtsextreme Promis an Einreise gehindert
Die Teilnehmerliste widerlegt diese Behauptung: Neben Töben ist aus dem westlichen Ausland der frühere französische Literaturprofessor Robert Faurisson dabei, der wegen Leugnung des Massenmordes am jüdischen Volk während der NS-Zeit mehrfach verurteilt worden war. Auch sein Landsmann, der Schriftsteller Georges Thiel, nimmt teil. Er hatte den nationalsozialistischen Massenmord an den rund 6 Millionen Juden zwischen 1933 und 1945 als "riesige Lüge" bezeichnet. Der frühere Ku Klux klan-Führer David Duke pries den Iran auf der Konferenz: "Es muss Redefreiheit geben. Es ist ein Skandal, dass der Holocaust nicht offen diskutiert werden kann", sagte er.
Aus Deutschland wurden zur Konferenz der Holocaust-Leugner offiziell zwei Gäste eingeladen. Ein Sprecher des iranischen Außenministerium sagte, es seien jedoch deutlich mehr Bundesbürger zu der Konferenz gekommen: Sechs weitere Deutsche seien als einfache Touristen nach Teheran gekommen und hätten ihr Visum am Flughafen erhalten. Wer die sechs sind, sei dem Außenministerium unbekannt, erklärte der Sprecher.
Der frühere Bundesvorsitzende der rechtsextremen NPD, Günther Deckert, hatte seinen Reispass bei der nordbadischen Stadt Weinheim abgeben müssen, um ihn an einer Reise zur Konferenz zu hindern. Dem RAF-Mitbegründer und heutigen Rechtsextremisten Horst Mahler war vom Brandenburger Innenministerium bereits im Januar eine Reisebeschränkung auferlegt worden. Derzeit verbüßt er eine Haftstrafe wegen Volksverhetzung.
Der deutsche Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) verurteilte in einem Brief an Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad die Konferenz, deren Ziel es sei, "antijüdische Ressentiments zu verstärken und einer dezidiert israelfeindlichen Politik eine pseudowissenschaftliche Rechtfertigung zu verleihen". Die historischen Fakten über den Holocaust seien vielfach wissenschaftlich bestätigt.
Diplomatische Proteste
Das Auswärtige Amt hatte bereits am Freitag den iranischen Geschäftsträger einbestellt, um Teheran die deutsche Haltung zum Holocaust und zum Existenzrecht Israels zu verdeutlichen.
Auch die US-Regierung hat die Veranstaltung im Vorfeld verurteilt. Bei diesem Treffen stünden Leute im Mittelpunkt, die den Holocaust leugneten, sagte US-Außenamtssprecher Sean McCormack in Washington.
Israels Premier Ehud Olmert sagte kurz vor seinem Deutschlandbesuch in einem Fernsehinterview, Irans Präsident Ahmadinedschad habe offen zur Vernichtung des jüdischen Volkes und des Staates Israel aufgerufen. Dies sei in dieser Brutalität seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr ausgesprochen worden. Olmert sprach von einem "kranken Phänomen".
Die iranische Regierung behauptet, das wahre Ausmaß der Judenermordung während des Nationalsozialismus erkunden zu wollen. "Wir wollen nur einen Teil der Geschichte im Zweiten Weltkrieg klarstellen, aber dafür werden wir vom Westen als Unterstützer der Nazis und als Antisemiten dargestellt", sagte Mottaki in seiner Eröffnungsrede.
Präsident Mahmud Ahmadinedschad nahm an der Eröffnungszeremonie nicht teil, will aber entweder heute Abend oder morgen die Teilnehmer persönlich empfangen. Er hatte in der Vergangenheit mit Äußerungen, der Holocaust sei "ein Märchen", und der Forderung, Israel nach Europa zu verlegen, weltweit für Empörung gesorgt.
jaf/AP/AFP/ddp/dpa/reuters