

Hunderte Demonstranten, schwarz gekleidet und mit Gesichtsmasken, sind in Hongkong am ersten Feiertag durch das Weihnachtsgetümmel in diversen Einkaufszentren gezogen. Mit Parolen wie "Befreit Hongkong!" oder "Dies ist die Revolution unserer Zeit" setzten sie ihre Proteste gegen die pekingtreue Regierung fort - während es draußen zu kleineren Zusammenstößen mit der Polizei kam.
Im Fernsehen wurde gezeigt, wie die Polizei Menschen in einem Einkaufszentrum im Stadtteil Sha Tin festnahm, nachdem sie mit Pfefferspray besprüht worden waren. Im Stadtteil Mong Kok feuerte die Polizei Tränengas ab, als sich spontan eine Menschenmenge bildete und Demonstranten die Polizisten, denen sie exzessive Gewalt vorwerfen, beschimpften.
"Konfrontation wird erwartet, es spielt keine Rolle, ob gerade Weihnachten ist", sagte Chan, einer der Demonstranten, die unter anderem mehr Demokratie in der von Chinesen regierten Sonderverwaltungszone fordern. Der 28-Jährige, der nur seinen Nachnamen nennen wollte, meinte: "Ich bin enttäuscht, dass die Regierung immer noch nicht auf eine unserer Forderungen reagiert hat. Wir gehen weiter, auch wenn wir nicht viel Hoffnung haben."
Bei den Kommunalwahlen im November hatte Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam zwar ein Debakel erlebt - dennoch gibt es weder bei ihr noch in Peking Anzeichen für Zugeständnisse. Am Mittwoch monierte sie per Facebook-Post, viele Bürger und Touristen seien enttäuscht, weil ihre "Heiligabend-Feierlichkeiten ruiniert wurden".
"Solche illegalen Handlungen haben nicht nur die Feststimmung getrübt, sondern auch dem Geschäft lokaler Unternehmen geschadet", schrieb sie. Am Dienstag war es in der Stadt zu teils massiven, gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen.
Tränengas, Schlagstöcke, Wasserwerfer
25 Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt, darunter ein Mann, der versucht hatte, vor der Polizei zu fliehen, und dabei vom zweiten in den ersten Stock eines Einkaufszentrums gefallen war. Polizisten feuerten Tränengas auf Tausende Demonstranten ab und setzten Schlagstöcke ein. Ein von gepanzerten Jeeps flankierter Wasserwerfer fuhr durch die Straßen.
Demonstranten verbarrikadierten Straßen, sprühten politische Parolen auf Häuserwände und verwüsteten ein Starbucks-Café und eine HSBC-Filiale. HSBC ist in eine Kontroverse verwickelt, bei der es um die Schließung eines Bankkontos von Demonstranten geht, die Spenden sammeln wollten. Starbucks zog Wut auf sich, als die Tochter des Gründers von Maxim's Caterers, dem das lokale Franchise gehört, die Demonstranten öffentlich verurteilte.
Am Mittwoch gingen die Proteste weiter. "Ich bin hier, weil ich will, dass uns die Welt unterstützt", sagte der 30-jährige Terry in der Sha-Tin-Mall. "Wir sind bereits seit sechs Monaten hier, es macht also keinen Unterschied, ob wir am Weihnachtstag hier sind."
"Ein Land, zwei Systeme"
Die Proteste in Hongkong, die bisher schon häufiger in Gewalt mündeten, hatten im Sommer begonnen. Auslöser war ein inzwischen zurückgezogener Gesetzentwurf, wonach Menschen an das chinesische Festland hätten ausgeliefert werden dürfen. Dort werden die Gerichte von der Kommunistischen Partei kontrolliert.
Daraus entwickelte sich eine breitere Protestbewegung. Die Demonstranten finden, dass sich Peking zu sehr einmischt und Freiheiten beschneidet, die der ehemaligen britischen Kolonie bei der Rückkehr zur chinesischen Herrschaft im Jahr 1997 zugesagt worden waren.
China dagegen bestreitet die Vorwürfe und bekennt sich zumindest formal zu der damals eingeführten Formel "Ein Land, zwei Systeme". Die Regierung in Peking wirft ausländischen Kräften vor, Unruhen in Hongkong zu schüren.
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Protest gegen die pekingtreue Regierung: Hunderte Demonstranten sind in Hongkong am ersten Feiertag durch das Weihnachtsgetümmel in diversen Einkaufszentren gezogen. Dabei kam es zu kleineren Zusammenstößen mit der Polizei. Hier wird ein Mann am Boden gehalten.
Polizisten warnen hier davor, dass sich Menschen in Gruppen zusammenschließen und protestieren. Im Stadtteil Mong Kok feuerte die Polizei Tränengas ab, als sich spontan eine Menschenmenge bildete und Demonstranten die Polizisten, denen sie exzessive Gewalt vorwerfen, beschimpften.
Hier halten Polizisten Dosen mit Pfefferspray vor sich.
Am Dienstag war es in der Stadt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. 25 Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt, darunter ein Mann, der versucht hatte, vor der Polizei zu fliehen, und dabei vom zweiten in den ersten Stock eines Einkaufszentrums gefallen war.
Proteste und Polizeiaufgebot mitten im Weihnachtsgetümmel - zum Ärger von Hongkongs Regierungschefin.
Viele Bürger und Touristen seien enttäuscht, weil ihre "Heiligabend-Feierlichkeiten ruiniert wurden", schrieb sie bei Facebook.
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