Trauerfeier in Isfahan Zehntausende Iraner demonstrieren gegen das Regime

Trauerzug für Ajatollah Taheri in Isfahan: Sprechchöre gegen das Regime
Foto: Hanif Shoaei / DemotixTeheran/Hamburg - Zehn Tage vor der Präsidentenwahl in Iran erlebt das Land die größten Proteste gegen das Regime seit Jahren. Der Trauerzug für einen verstorbenen Geistlichen in der Stadt Isfahan verwandelte sich am Dienstag in eine politische Demonstration.
Mehrere zehntausend Iraner gaben dem am Sonntag verstorbenen Ajatollah Dschalaleddin Taheri das letzte Geleit. Während der Prozession riefen seine Anhänger Slogans wie "Tod dem Diktator" - gemeint ist Irans Oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei.
Der verstorbene Taheri war lange Jahre ein Vertrauter von Revolutionsführer Ruhollah Chomeini und dessen Nachfolger Chamenei doch vor elf Jahren brach er mit dem Regime. 2002 gab der Ajatollah seinen Posten als Freitagsprediger an der großen Moschee in Isfahan ab.
In seinem Rücktrittsschreiben erklärte Taheri, nicht mehr länger die Augen vor dem Leiden der Bevölkerung verschließen zu können. Das Regime sei unterdrückerisch und heuchlerisch; es habe die Ideale der Revolution, nämlich die Gerechtigkeit, verraten: "Die Mächtigen benutzen den Glauben des Volkes, um ihre materiellen Ziele zu verwirklichen."
Demonstranten fordern Freilassung von Mussawi und Karrubi
Auf Videos im Internet, die den Trauerzug zeigen, sind zehntausende Menschen zu sehen, die dem Sarg des Verstorbenen folgen. Während der Demonstration forderten sie auch die Freilassung der beiden Oppositionspolitiker Mahdi Karrubi und Hossein Mussawi. Sie waren bei der Präsidentenwahl 2009 gegen Ahmadinedschad angetreten und hatten dem Regime später Wahlbetrug vorgeworfen. Seit mehr als zwei Jahren stehen Karrubi und Mussawi gemeinsam mit ihren Ehefrauen unter Hausarrest.
Die Demonstranten erinnerten auch an den 2009 verstorbenen Großajatollah Hossein Ali Montaseri, der jahrelang einer der prominentesten iranischen Regimekritiker war.
Trauerfeiern gehören für iranische Oppositionelle zu den wenigen Gelegenheiten, Protest gegen das Regime offen zu zeigen. Anders als bei Demonstrationen scheuen die Sicherheitskräfte davor zurück, Trauerkundgebungen gewaltsam aufzulösen.