"Nieder mit der Mod- Regierung, nieder mit der Modi Regierung"
Indiens Bäuerinnen und Bauern sind wütend – seit fast zwei Wochen blockieren sie deshalb einige Hauptstraßen zur Millionenmetrople und Hauptstadt Neu-Delhi. Sie sind gekommen, um zu bleiben: Mit Kochstellen und improvisierten Behausungen stellen sich die Bauern und ihre Angehörigen auf einen langen Protest ein.
Ranjeet Kour, Ehefrau eines Bauern
"Heute sind nicht nur die Bauern hier, sondern ganz Indien. Wir sind auf der Straße, um für unsere Rechte zu kämpfen. Wir erbitten nichts von Premier Modi - sondern wir sind herkommen, um unsere Rechte einzufordern. Wir gehen erst, wenn wir unsere Rechte wiederhaben."
Die Wut der Bauern ist seit Monaten immer weiter hochgekocht. Grund sind neue Agrargesetze. Bislang verkauften die Bauern ihre Ernte per Mittelsmann oder -frau auf den "Mandis" genannten Märkten. Der Staat sorgte für einen garantierten Mindestpreis, damit hatten die Bauern eine gewisse finanzielle Sicherheit. Nun sollen sie ihre Ernten ohne Mittelsperson direkt an private Unternehmen verkaufen dürfen, etwa an Agrarbetriebe oder Supermarktketten. Die Regierung meint: das steigert den Wettbewerb und führt zu höheren Einnahmen für die Bauern. DIE dagegen glauben: Die Preise werden fallen und die großen Lebensmittelkonzerne noch übermächtiger.
Sukhvinder Singh, Bauer
"Mit diesen Gesetzen wird unser ganzer Berufsstand zerstört und eine Unternehmensstruktur eingeführt. Die Unternehmen werden unsere Ernten zu billigen Preisen kaufen und horten, was zu einer Knappheit auf den Märkten führen wird, damit sie die Ernteprodukte dann zu einem deutlich höheren Preis verkaufen können. Der Farmer bekommt eine Rupie pro Kilo, aber der Großkäufer bekommt 50 bis 100 Rupien pro Kilo."
Mehr als die Hälfte aller Einwohner Indiens leben von der Landwirtschaft. Entsprechend groß ist der Druck auf Premier Modi: Die Bauern sind eine wichtige Wählergruppe – Berichten zufolge demonstrieren im ganzen Land Hunderttausende Menschen. Der Versuch, die Proteste durch Polizeieinsätze zu beenden wie die Studentendemonstrantionen vor etwa einem Jahr, ist Ende November gescheitert. Nach einigen Zusammenstößen zwischen Bauern und Sicherheitskräften ist die Stimmung auf den Straßen vor Neu-Delhi jetzt ruhiger. Die Entschlossenheit der Bauern ist aber ungebrochen.
»Jeder weiß, dass diese Gesetze die Bauern vernichten werden. Modi sollte sie zurücknehmen. Bis er das nicht getan hat, werden wir nicht gehen, wir werden hier sitzen.«
»Solange diese Versammlung nicht erfolgreich ist, bleiben wir hier. Wir gehen nur mit einem Sieg.«
»Hier geschieht nichts Falsches, hier sind nur Menschen, die für ihre Rechte kämpfen. Die Regierung muss das erkennen, ihnen zuhören und darüber nachdenken.«
In der nächtlichen Dunkelheit rücken die Protestierenden zusammen, schlafen unter Tankstellendächern oder Planen. Die Bauern fordern eine langfristige Preisgarantie für bestimmte Grundnahrungsmittel – die Regierung dagegen pocht auf aus ihrer Sicht dringend benötigte Reformen. Am Mittwoch kommt es zu einem Treffen zwischen Verbandsvertretern und Regierung. Hier wird sich entscheiden, ob es eine Lösung für den Streit gibt – oder die Blockaden bleiben.