»Größte Kampagne der Welt« Indien beginnt mit massenhaften Corona-Impfungen
Bis zum Sommer sollen in Indien 300 Millionen Menschen geimpft sein. Doch die Umsetzung stellt das Land vor große Probleme.
Zuerst erhalten rund 30 Millionen Menschen eine Impfung, darunter Mitarbeiter des Gesundheitswesens
Foto: Mahesh Kumar A / dpaIndien hat seine Corona-Impfkampagne begonnen. Bis zum Sommer sollen rund 300 Millionen Menschen in dem Riesenland geimpft werden, allein am ersten Tag sollen rund 300.000 Inderinnen und Inder das Vakzin erhalten. Premierminister Narendra Modi sagte, es handele sich um die größte Impfaktion der Welt. »Kein Land hat jemals in der Geschichte eine Impfkampagne dieses Ausmaßes durchgeführt«, sagte Modi in einer Fernsehansprache. Als Erster wurde am Samstag ein Mitarbeiter eines staatlichen Krankenhauses in Neu-Delhi geimpft.
Nach Behördenangaben sollen nun zunächst 30 Millionen Menschen geimpft werden, nämlich Mitarbeiter aus dem Gesundheitsbereich sowie Angehörige der Polizei, des Militärs, Gefängnispersonal und Bedienstete von Behörden, die mit der Corona-Eindämmung zu tun haben. Bis Juli sollen dann weitere 270 Millionen Menschen über 50 Jahre sowie Risikogruppen an die Reihe kommen.
Damit wäre im Sommer knapp ein Viertel der 1,3 Milliarden Einwohner Indiens geimpft. In Indien wurden bisher mehr als 10,5 Millionen Corona-Infektionen verzeichnet. Nur in den USA gab es bislang mehr Fälle. Zum Vergleich: In den USA leben 330 Millionen Menschen, knapp 24 Millionen Einwohner haben sich dort bisher mit dem Virus angesteckt. Rund zehn Millionen US-Amerikaner haben laut der »New York Times« bereits mindestens eine Impfung erhalten.
Zugelassen sind in Indien bisher zwei Impfstoffe: Covishield vom britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca, das vom Serum Institute in Indien hergestellt wird, und Covaxin vom indischen Konzern Bharat Biotech. Um das einheimische Vakzin gibt es allerdings heftigen Streit, weil dieses schon vor Ende der klinischen Tests eine Notfallzulassung erhielt.
Angesichts maroder Infrastruktur und weit verbreiteter Skepsis in der Bevölkerung ist die Impfkampagne eine gewaltige Herausforderung. Das große Land mit einem schwachen Gesundheitssystem steht aber – wie etliche andere ärmere Länder auch – vor großen Herausforderungen, etwa bei der Einhaltung der Kühlketten. Indien kann bei der Aufgabe allerdings auf Erfahrungen aus den Immunisierungsprogrammen gegen Polio und Tuberkulose sowie der aufwendigen Organisation mehrwöchiger Wahlen zurückgreifen.
Für die Impfaktion hat das Land nach eigenen Angaben bislang mehr als 600.000 Menschen geschult und die Impfstoffverteilung in Übungsrunden durchgespielt.
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