Tod am Galgen Indien exekutiert verurteilten Planer der Mumbai-Anschläge von 1993

Im März 1993 detonierten in Mumbai 13 Bomben, 257 Menschen wurden getötet. Nun hat Indien den Mann hingerichtet, der die Anschläge geplant haben soll. Doch viele Inder bezweifeln, dass der richtige Mann am Galgen hing.
Unterstützer von Memon: Kritik an Exekution in Indien

Unterstützer von Memon: Kritik an Exekution in Indien

Foto: MONEY SHARMA/ AFP

An seinem 53. Geburtstag ist Yakub Memon hingerichtet worden. Er wurde in einem Gefängnis im Bundesstaat Maharashtra gehängt. Es war die dritte Hinrichtung in Indien in zehn Jahren.

Ein Gericht hatte Memon verurteilt, weil er die Anschläge auf die Börse, Hotels und Marktplätze von Mumbai, dem damaligen Bombay, am 12. März 1993 geplant und finanziert haben soll. Bei den Explosionen waren insgesamt 257 Menschen getötet und mehr als 700 Menschen verletzt worden - es waren die tödlichsten Anschläge, die Indien je erlebte.

Als führende Köpfe der Attacken gelten der Unterwelten-Boss Dawood Ibrahim und Tiger Memon, der Bruder des nun Hingerichteten. Beide werden im Nachbarland Pakistan vermutet. Insgesamt wurden rund hundert Menschen im Zusammenhang mit den Attentaten verurteilt. Elf erhielten die Todesstrafe, die aber in zehn Fällen in lebenslange Haftstrafen umgewandelt wurde.

Yakub Memon war Buchhalter von Beruf und wenige Tage vor den Anschlägen nach Pakistan ausgereist. Er behauptete stets, unschuldig zu sein. Nach seinen Angaben vor Gericht kehrte er zusammen mit anderen Familienmitgliedern 1994 nach Indien zurück, um bei der Aufklärung der Anschläge zu helfen. Dafür wurde ihm kein Strafnachlass gewährt.

Kritik von Richtern, Politikern und Menschenrechtlern

Viele Inder protestierten gegen die Hinrichtung. Die Todesstrafe werde in Indien willkürlich, diskriminierend und übermäßig häufig gegen arme Menschen verhängt, kritisierte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Indische Parlamentsabgeordnete und Wissenschaftler hatten Anfang der Woche ein Gnadengesuch unterschrieben. Bollywood-Superstar Salman Khan twitterte, dass stattdessen die eigentlichen Strippenzieher gefunden und gehängt werden sollten. Auch der frühere Richter an Indiens Oberstem Gericht, Harjit Singh Bedi, rief das Tribunal auf anzuerkennen, dass Memon mit den Ermittlern zusammengearbeitet und freiwillig aus Pakistan nach Indien zurückgekehrt sei.

Nach jüngsten verfügbaren Daten von Ende 2013 sitzen rund 400 Menschen in indischen Gefängnissen in Todeszellen. Die Strafe wird nur noch sehr selten vollstreckt. Alle in den vergangenen zehn Jahren in Indien Hingerichteten waren wegen Terrorismus verurteilt worden: Der Pakistaner Ajmal Kasab, einer der Attentäter von Mumbai 2008; der Kaschmirer Mohammad Afzal Guru, der in den Sturm auf das indische Parlament 2001 verwickelt gewesen sein soll. Und der nun hingerichtete Memon.

syd/dpa/AFP
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