Provokation im Inselstreit Chinas Marine nimmt japanisches Schiff ins Visier
Tokio - Im Dauerdisput um die Senkaku-Inselgruppe hat es offenbar einen neuen militärischen Vorfall gegeben. Wie die britische BBC berichtet, visierte eine Fregatte der chinesischen Marine ein japanisches Schiff mit seinem Feuerleitradar an. Das System wird eingesetzt, um ein Angriffziel möglichst genau zu lokalisieren.
Nach BBC-Informationen ereignete sich die Aktion bereits am 30. Januar in der Nähe der Inseln im Ostchinesischen Meer. Der Sender beruft sich dabei auf den japanischen Verteidigungsminister. Demnach sagte Itsunori Onodera: "Die Verwendung eines solchen Radars ist sehr ungewöhnlich. Ein einziger Fehler hätte hier zu einer sehr gefährlichen Situation führen können." Onodera deutete damit einen möglichen Beschuss des Schiffs an.
Bei dem Schiff soll es sich um ein Begleitboot für einen größeren Frachttransporter gehandelt haben. Es diente aber offenbar auch zur Verteidigung bei einem Angriff. Einige Tage zuvor war laut Onodera bereits ein japanischer Hubschrauber angepeilt worden. Aus China gibt es bisher keine Reaktion auf die Vorwürfe der Japaner.

Konflikt zwischen Japan und China: Schwerer Zwischenfall auf hoher See
Die Aktion dürfte am Dienstag jedoch auch bei der Einberufung des chinesischen Botschafters in Tokio thematisiert worden sein. Anlass des außerplanmäßigen Termins war offiziell das neuerliche Eindringen chinesischer Schiffe in japanisches Hoheitsgewässer.
Das Außenministerium in Tokio habe seinen förmlichen Protest gegen das Vordringen der Schiffe zu den Senkaku-Inseln eingelegt, teilte ein Vertreter des Ministeriums am Dienstag mit. Die zwei Schiffe der chinesischen Küstenwache waren am Montag in der Nähe des unbewohnten Archipels eingetroffen, das in Japan Senkaku und in China Diaoyu genannt wird. Mehr als 14 Stunden hätten sich die Schiffe am Montag dort aufgehalten. "Es ist sehr bedauerlich und absolut inakzeptabel, dass die Schiffe über so eine lange Dauer in japanischen Gewässern bleiben", sagte Chefkabinettsekretär Yoshihide Suga.
China schickt seit Wochen immer wieder Schiffe in das Ostchinesische Meer, um Stärke im Streit um die Inseln zu zeigen. Japan und China streiten seit Monaten offen um die unbewohnte Inselgruppe. Sie befindet sich etwa 200 Kilometer vor der Küste Taiwans und rund 400 Kilometer vor der japanischen Insel Okinawa. Die kleinen Inseln liegen strategisch günstig in fischreichen Gewässern, in der Umgebung werden zudem größere Erdöl- und Erdgasvorkommen im Meeresboden vermutet.
Ausgelöst wurden die Spannungen Anfang September durch eine Entscheidung der japanischen Regierung, mehrere der Inseln aus japanischem Privatbesitz zu kaufen. Der Streit entwickelte sich zu einer diplomatischen Krise. Beobachter befürchten, die schärfer werdende Rhetorik und zunehmenden Zusammenstöße könnten zu einem bewaffneten Konflikt führen.