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Irak Bevölkerung soll Falludscha gegen Islamisten verteidigen

Die irakische Stadt Falludscha ist in die Hände von Islamisten gefallen - ein Qaida-Ableger hat einen Gottesstaat errichtet. Jetzt ruft Ministerpräsident Maliki die Bewohner auf, die Militanten zu vertreiben. Sonst würde ihre Stadt zum Schauplatz von Kämpfen zwischen Regierung und Aufständischen.

Bagdad - Nach der Eroberung der irakischen Stadt Falludscha durch Islamisten hat Regierungschef Nuri al-Maliki Anwohner und Stammesvertreter zum Widerstand aufgerufen. Im Staatsfernsehen forderte er am Montag "die Bevölkerung und die Stämme von Falludscha" auf, "die Terroristen zu vertreiben". So sollten sie verhindern, dass ihre Stadtteile zum Schauplatz von Kämpfen zwischen den Aufständischen und Regierungstruppen würden.

Kämpfer der mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbündeten Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) hatten die Stadt in der westlichen Provinz Anbar am Samstag unter ihre Kontrolle gebracht. Die Regierung in Bagdad kündigte einen Großangriff zur Rückeroberung der Stadt an. Dazu seien bereits Spezialkräfte vor der Stadt im Einsatz, weitere Truppen würden verlegt.

Falludscha war nach dem US-Einmarsch im Frühjahr 2003 eine Hochburg der sunnitischen Rebellen und Schauplatz heftiger Kämpfe. Schließlich gelang es den US-Streitkräften mit Hilfe regionaler Stammesmilizen, die Stadt und die Provinz Anbar unter Kontrolle zu bringen. Seit dem Abzug der US-Truppen Ende 2012 gewannen islamistische Rebellen in Anbar jedoch wieder an Boden.

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Gewalt im Irak: Erbitterter Kampf um Falludscha

Foto: Uncredited/ AP/dpa

Allein am Freitag und Samstag wurden in Anbar mehr als 160 Menschen bei Gefechten getötet, die meisten Opfer waren Isis-Kämpfer. Tausende Anwohner haben die Stadt aus Furcht vor weiteren Kämpfen verlassen.

Die grenzüberschreitende Miliz hat nicht nur im Irak, sondern inzwischen auch in Dörfern und Städten in Syrien "Emirate", Gottesstaaten, ausgerufen, in denen der jeweilige Isis-Kommandant herrscht.

Die USA zeigten sich alarmiert. Außenminister John Kerry machte am Sonntag aber deutlich, dass Regierungschef Maliki nicht auf direkte Truppenhilfe der USA bei der Vertreibung der Terroristen rechnen kann. Kerry sagte vor Journalisten in Jerusalem, Washington sei zwar sehr besorgt über die aktuelle Entwicklung in Anbar. Er betonte jedoch gleichzeitig: "Dieser Kampf ist Sache der Iraker."

fab/AFP/dpa
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