Irak Drei Tote bei Schießereien
Bagdad/London - Wie ein Sprecher der amerikanischen Besatzungsmacht in Bagdad bestätigte, erschossen Unbekannte aus einem fahrenden Auto heraus einen US-Soldaten. Ein zweiter Soldat, der mit ihm zusammen eine Gasverteilstelle bewacht habe, sei bei dem Angriff verletzt worden.
Zuvor waren bei einer Demonstration zwei Iraker getötet sowie zwei weitere verletzt wurden. Wie ein Militärsprecher sagte, kam es zu dem Zwischenfall, als ein Konvoi der Militärpolizei sich den Weg durch die Menge bahnen wollte, die sich vor dem ehemaligen Präsidentenpalast versammelt hatte. Dort befindet sich der Sitz der US-Verwaltung, vor der Hunderte entlassene irakische Soldaten gegen die von den USA beschlossene Auflösung der irakischen Armee demonstrierten. Die Menge habe Steine auf den Konvoi geworfen, erklärte ein Sprecher der US-Armee. Ein Soldat habe daraufhin geschossen.
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP berichtete, der Konvoi habe bereits kehrt gemacht und sei zu einem anderen Tor gefahren. Die Schüsse seien gefallen, als Demonstranten auf der anderen Straßenseite einige Steine geworfen hätten.
Unbekannte erschossen unterdessen im Süden Bagdads einen US-Soldaten. Ein zweiter Soldat, der mit ihm zusammen Wachdienst hatte, sei bei dem Angriff verletzt worden, erklärte der Militärsprecher. Die Angreifer hätten aus einem fahrenden Auto geschossen.
Die britische Entwicklungshilfeministerin Valerie Amos ist wegen der Sicherheitslage im Irak so besorgt, dass sie nun einen Besuch des Landes verschoben hat. Der "Financial Times" sagte sie, die Alliierten hätten das Ausmaß der Probleme nach dem Krieg nicht richtig vorausgesehen. Die Situation würde sich nun aber bessern, seit Paul Bremer die Leitung der Zivilverwaltung von dem ehemaligen US-General Jay Garner übernommen habe.
Zwei ehemalige britische Minister warfen unterdessen Premierminister Tony Blair vor, die Öffentlichkeit in der Frage irakischer Massenvernichtungswaffen getäuscht zu haben.
Vor einem Untersuchungsausschuss des britischen Unterhauses sagte der ehemalige Minister Robin Cook, im Irak seien bislang weder die Ausrüstung noch das Personal zur Herstellung von derartigen Waffen gefunden worden. "Es ist unvorstellbar, dass beides die zwei Monaten versteckt bleiben konnte, die wir Irak besetzen", sagte er. Auch Clare Short, die Vorgängerin von Entwicklungshilfeministerin Amos, sprach von Täuschungen. Short machte außerdem die mangelhafte Planung für die Plünderungen und die Gewalt in Bagdad verantwortlich. Die US-Regierung sei "für ihre Aufgaben nicht angemessen vorbereitet" gewesen. Cook und Short waren vor dem Krieg zurückgetreten.
Die US-geführte Allianz gegen den Irak hatte den Krieg insbesondere mit biologischen und chemischen Waffen begründet, die die Regierung von Präsident Saddam Hussein besessen haben soll. Seit dem Ende der Kampfhandlungen sind jedoch keine derartigen Waffen gefunden worden. Der britischen wie auch der US-Regierung ist vorgeworfen worden, zur Rechtfertigung des Kriegs Geheimdienstinformationen verzerrt zu haben. Die Regierung haben dies zurückgewiesen und erklärt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Waffen gefunden würden. In den USA haben zwei Komitees des US-Senats ebenfalls Ermittlungen aufgenommen.