Irak Geheim-Grab für Terrorfürst Sarkawi
Bagdad - "Die irakischen Behörden haben die Leiche Sarkawis vor kurzem an einem geheimen, aber gekennzeichneten Ort begraben", sagte heute der Nationale Sicherheitsberater des Irak, Muwaffak al-Rubai. Der aus Jordanien stammende Sarkawi wurde am 7. Juni bei einem US-Luftangriff getötet. Das US-Militär wollte dazu nicht Stellung nehmen. Die Leiche sei an die irakische Regierung übergeben wollen, die für das weitere Vorgehen zuständig sei, sagte ein Sprecher lediglich. Der Bruder des Terrorführers protestierte gegen das Vorgehen der Behörden und forderte erneut die Herausgabe der Leiche Sarkawis, um sie in Jordanien bestatten zu können.
In Bagdad kam es auch heute wieder zu Anschlägen. "Alles, an was ich mich erinnern kann, ist das Geräusch der Explosion und dass Glassplitter herumflogen", beschrieb ein Zeuge sein Erlebnis nach einem Autobombenanschlag vor einem Restaurant, bei dem nach Angaben des Innenministeriums mindestens zwei Menschen getötet wurden. Mehr als ein Dutzend weitere Menschen seien verletzt worden, als der Sprengsatz in dem Lokal im zentralen Stadtteil Karrada detonierte. Die Fassaden des Restaurants sowie angrenzender Geschäfte wurden durch die Explosion zerstört. Die Straße war mit Trümmern übersät, mehrere Autos brannten.
Ein schiitischer Abgeordneter der säkularen Partei von Ijad Allawi überlebte heute einen Attentatsversuch - wohl nur, weil sein Fahrzeug gepanzert war. Aus dem Büro von Ijad Dschamal al-Din hieß es, zwei Leibwächter des Politikers seien verletzt worden. Ein Sprengsatz sei in der Nähe des Hauses von Dschamal al-Din im Stadtteil Dschadirija explodiert, als dieser am Morgen sein Haus verlassen habe.
Erst gestern war die sunnitische Abgeordnete Taisir Nadschah al-Maschhadani mit acht ihrer Leibwächter auf einer Kreuzung in Bagdad von Bewaffneten entführt worden. Von ihr gibt es bisher kein Lebenszeichen.
Aus Protest gegen die Entführung der Politikerin hat die sunnitische Front der Nationalen Einheit ihre Mitarbeit im irakischen Parlament ausgesetzt. Bis zu ihrer Freilassung würden die Abgeordneten der Partei nicht an den Sitzungen teilnehmen, kündigte der Fraktionsvorsitzende Adnan al-Dulaimi an.
"Wo ist die Regierung, wo sind die multinationalen Streitkräfte, wo das Parlament und die religiösen Führer?", warf al-Dulaimi den Genannten Untätigkeit vor. Er rief die Abgeordneten der anderen Parteien im Parlament auf, als Zeichen des Protestes ebenfalls die Arbeit niederzulegen. Maschhadani ist die erste Parlamentsabgeordnete, die im Irak entführt wurde. Ihre Partei ist die größte sunnitische Fraktion im Parlament.
Das irakische Industrieministerium wies unterdessen Berichte zurück, Unbekannte hätten am Sonntagmorgen einen Vize-Minister aus seinem Büro entführt. Al-Qaida-Extremisten haben wiederholt allen Sunniten mit dem Tod gedroht, die sich am politischen Wiederaufbau im Irak beteiligen.
Liste von 41 meist gesuchten Terroristen
Die irakische Regierung hat eine Fahndungsliste der 41 meist gesuchten Terroristen vorgelegt. Darauf steht der neue al-Qaida-Chef im Irak, Abu Ajub al-Masri, an erster Stelle. Al-Masri soll nach dem Tod al-Sarkawis Anfang Juni die Führung der Gruppe übernommen haben. Die Namen und Bilder der Verdächtigen, darunter drei Frauen, sollen in allen Polizeiwachen und Moscheen ausgehängt werden. Unter den Frauen sind auch die Ehefrau des gestürzten Machthabers Saddam Hussein, Sadschida, sowie seine Tochter Raghed.
Für Informationen, die zur Ergreifung der Verdächtigen führe, werde eine Belohnung gezahlt, sagte Sicherheitsberater al-Rubai bei der Vorlage der Liste auf einer Pressekonferenz in Bagdad. Er rief die Bevölkerung und die Nachbarländer, in denen einige der Gesuchten leben, zur Hilfe auf. Der Terrorismus sei "ein Religionen und Länder übergreifendes Krebsgeschwür", sagte er.
Einige der Terroristen sollen Verbindungen zu al-Qaida haben, während andere eigenständigen Gruppen angehören oder sich von Milizen abgespalten haben. Gesucht werden auch die mutmaßlichen Drahtzieher des blutigen Anschlags von gestern im Schiiten-Viertel Sadr-City in Bagdad mit mindestens 66 Toten.
Die Liste sei auf Grundlage von Erkenntnissen des Geheimdienstes und der Sicherheitskräfte über einen Zeitraum von neun Monaten zusammengestellt und auch an Interpol weitergeleitet worden, sagte al-Rubai. Mit der von den USA veröffentlichten Liste der 55 meistgesuchten Ex-Mitglieder des Saddam-Regimes habe sie nichts zu tun.
asc/Reuters/dpa/AFP