Kämpfe im Irak Kurden erobern wichtige Ölfelder

Die Lage im Irak wird immer prekärer: Neben dem "Islamischen Staat" sind auch die kurdischen Peschmerga-Milizen auf dem Vormarsch. Jetzt haben sie wichtige Ölanlagen eingenommen.
Kämpfer der Peschmerga-Miliz im Irak: Konflikt mit Schiiten eskaliert

Kämpfer der Peschmerga-Miliz im Irak: Konflikt mit Schiiten eskaliert

Foto: AHMED JADALLAH/ Reuters

Bagdad - Im Irak eskaliert der Konflikt zwischen Kurden und der von dem schiitischen Premier Nuri al-Maliki geführten Regierung. Die kurdische Peschmerga-Armee hat die Kontrolle über zwei wichtige Ölfelder im Nordosten des Landes übernommen, hieß es aus Kreisen der irakischen Nord-Ölgesellschaft. Auf den Anlagen in Bai Hassan im Umkreis der Stadt Kirkuk würden täglich rund 195.000 Barrel Rohöl gefördert, andere Angaben gingen von bis zu 400.000 Barrel aus.

Die Felder liegen nahe der kurdischen Autonomiegebiete an der Grenze zu Iran - eine Region, auf die sowohl die Zentralregierung in Bagdad als auch die Kurden in Erbil Anspruch erheben.

Das Ölministerium in Bagdad verurteilte die Übernahme der Felder als "unverantwortlich". Dieses Vorgehen verletze die Verfassung und bedrohe die nationale Einheit in Zeiten, in denen die Iraker im Kampf gegen Terroristen zusammenstehen sollten, hieß es in einer Erklärung. Nach Angaben aus Bagdad wurden die Beschäftigten auf den Feldern von den kurdischen Streitkräften vertrieben. In anderen Quellen hieß es hingegen, die Arbeiter hätten bleiben oder gehen können.

Kurdische Abspaltungstendenzen werden stärker

Nach dem Vormarsch der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS, vormals ISIS) im Norden und Westen Iraks eskalierte auch der seit Jahren schwelende Territorialstreit zwischen den Kurden und Bagdad. Dabei warf Ministerpräsident Maliki den Kurden vor, sie böten in ihren Autonomiegebieten den IS-Terroristen Unterschlupf.

Die Kurden reagierten mit Rücktrittsforderungen auf Malikis Vorwürfe. Bereits am Donnerstag hatten die kurdischen Minister in der Übergangsregierung von Maliki angekündigt, den wöchentlichen Kabinettstreffen fernzubleiben. Nun sagte der Außenminister Hoschjar Sebari, dass zusätzlich das Tagesgeschäft seines Ministeriums sowie des Handels-, Migrations- und Gesundheitsministeriums ausgesetzt werde.

Die Maßnahmen seien eine Reaktion auf Malikis Behauptung, die kurdische Stadt Erbil sei zu einer Hochburg der radikalen Sunniten-Gruppe "Islamischer Staat" geworden. Die Kurden würden aber weiterhin an Parlamentssitzungen teilnehmen, sagte Sebari.

Zugleich werden die Abspaltungstendenzen unter kurdischen Politikern immer stärker. Der Chef der Autonomieregierung, Massud Barsani, rief das Parlament in der vergangenen Woche auf, eine Volksbefragung zur Unabhängigkeit vorzubereiten.

kes/dpa/Reuters
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