Irak-Offensive Amerikaner schicken B-52-Bomber
Bagdad/Kuweit-Stadt - Ein Sprecher des US-Marinekorps bestätigte den Tod des ersten amerikanischen Soldaten bei Kampfhandlungen mit irakischen Truppen. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Der US-Fernsehsender MSNBC berichtete, der Soldat sei beim Vormarsch auf das Rumeila-Ölfeld tödlich getroffen worden.
Langstreckenbomber vom Typ B-52, die in Großbritannien auf ihren Einsatz warteten, flogen unterdessen ab. Am Donnerstag waren sie auf dem englischen Luftwaffenstützpunkt Fairford mit Marschflugkörpern und anderem Kriegsgerät beladen worden. Sie benötigen etwa fünf bis sechs Stunden bis in den Irak. Eine Bestätigung für das Ziel gab es vom britischen Verteidigungsministerium zunächst aber nicht.
Die bereits in den fünfziger Jahren entwickelte "Stratofortress" wurde nur bis 1962 gebaut. Die Air Force hat diese Maschinen jedoch mehrfach technisch überholt. Die mit maximalem Fluggewicht von 219 Tonnen schwersten Bomber der Welt können konventionelle oder nukleare Munition aus 15.000 Meter Höhe ausklinken. Die B-52 fliegt ohne Auftanken 14.000 Kilometer. Zudem ist eine Luftbetankung möglich.
Offenbar kommen die amerikanischen und britischen Soldaten auf dem Weg nach Bagdad schnell voran. Nach Angaben eines britischen Armeesprechers könnten die Truppen binnen drei bis vier Tagen die irakische Hauptstadt erreichen. Das berichteten die BBC und die britische Nachrichtenagentur PA.
Nach einer mehrstündigen Ruhe- und Auftankpause setzten die amerikanischen Infanteriekräfte ihren Vormarsch auf Bagdad fort. Ein CNN-Reporter, der sich in vorderer Linie bei den Truppen befindet, berichtete, dass sich die Fahrzeuge mit Geschwindigkeiten von mehr als 50 Stundenkilometern durch die Wüste nach Norden bewegten. Gegen Mitternacht war die 3. Infanterie-Division der Amerikaner mit 2000 Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Artillerie und Lastwagen aus ihren Positionen im Norden Kuweits aufgebrochen und hatte bis zum Morgen bereits 150 Kilometer auf dem Weg in die Hauptstadt zurückgelegt. Militärbeobachter gehen davon aus, dass sich der irakische Präsident Saddam Hussein auf die Verteidigung der Hauptstadt konzentriert. Unabhängige Bestätigungen gab es dafür nicht.
Aus dem Nordirak wurde über Luftangriffe auf die zweitgrößte Stadt des Landes, Mossul, berichtet. Gegen 4.30 Uhr (2.30 MEZ) habe er mehrere Explosionen in den Vororten der Stadt gehört, meldete ein Reporter des arabischen Senders al-Dschasira aus Mossul. Eine Stunde zuvor sei Luftalarm gegeben worden. Mossul liegt rund 100 Kilometer südlich der türkischen Grenze.
Unterdessen setzte die irakische Armee ihre Raketenangriffe auf Kuwait fort. In der Hauptstadt heulten auch am Freitag mehrfach die Sirenen. Ein lauter Knall war zu hören. Nach kuwaitischen Angaben konnte die Luftabwehr des Golfemirats eine irakische Rakete abfangen, die gegen den Luftwaffenstützpunkt Ali al-Salim in Al-Dschahra gerichtet war.
Saddams Palast getroffen
In der Hauptstadt Bagdad herrschte am Freitag relative Ruhe, nachdem die Stadt in der Nacht erneut mit mehreren Marschflugkörpern angegriffen worden war. Das irakische Informationsministerium hat am Freitag Raketentreffer in einem Palast von Präsident Saddam Hussein bestätigt, zugleich aber die Unversehrtheit des Staatschefs betont. "Sie haben seinen Haushalt mit Raketen beschossen", sagte Informationsminister Mohammed Said al-Sahaf. "Gott sei Dank sind sie alle sicher." Während der Dunkelheit war der Himmel über der irakischen Hauptstadt vom Feuer der Flugabwehrgeschütze erleuchtet gewesen, es waren schwere Explosionen zu hören. US-Flugzeuge schossen bei Angriffen auf das Zentrum von Bagdad Gebäude im Regierungsviertel in Brand. Aus Hochhäusern stiegen Flammen und schwarzer Rauch auf. Feuerwehrautos waren zu Löscharbeiten unterwegs.
Mit Marschflugkörpern griffen die Alliierten auch Stützpunkte der Republikanischen Garde, Saddams Eliteeinheit, an. Nach irakischen Angaben wurden auch nicht-militärische Ziele wie Medien- und Bürogebäude angegriffen. Dabei sollen bei Doura, südöstlich von Bagdad, mehrere Zivilisten verletzt worden sein. Eine Person erlag ihren Verletzungen. Der britische Sender BBC meldete, bei Attacken in Bagdad sei auch ein früheres Bürogebäude des stellvertretenden Ministerpräsidenten Tarik Asis getroffen worden. Nach den Angriffen brachten Krankenwagen nach Angaben arabischer TV-Korrespondenten zahlreiche Verletzte in die Krankenhäuser der Hauptstadt, vor allem in die Klinik al Karama.
Das irakische Fernsehen bestätigte einen Angriff auf das Haus der ersten Ehefrau von Präsident Saddam Hussein und ihrer Töchter. Dabei sei ein Offizier verletzt worden, hieß es. "Der Feind konzentrierte seine heftige und andauernde Bombardierung auf unsere Grenzposten in den westlichen und südlichen Sektoren" erklärte die irakische Armeeführung.
Nach einem Bericht des israelischen Fernsehens sollen US-Truppen auch im Westen des Irak präsent sein. Dadurch sollten mögliche Angriffe der irakischen Armee auf Israel mit Scud-Raketen verhindert werden.