Irak Powell stellt Abzug der US-Truppen in Aussicht
Washington - Colin Powell sagte am Freitag am Rande eines Außenministertreffens der G-8-Staaten in Washington, sollte die zum 1. Juli eingesetzte irakische Regierung einen Rückzug der US-geführten Koalitionstruppen fordern, werde man sich zurückziehen. Er gehe jedoch davon aus, dass die Streitkräfte auch über den Termin der Machtübergabe hinaus im Irak stationiert bleiben werden. Der Aufenthalt im Irak solle durch eine neue Uno-Resolution gesichert werden.
Der britische Außenminister Jack Straw stimmte mit Powell überein. Er erklärte, ein schneller Abzug der Truppen gefährde die Sicherheit in Irak. "Aber wenn die neue Regierung uns auffordert, zu gehen, dann würden wir gehen." Wie ein ranghoher Beamter in London mitteilte, hofft die britische Regierung, dass bis zum 10. Juni eine neue Resolution des Weltsicherheitsrates zu Irak verabschiedet wird.
US-Präsident George W. Bush hatte die Minister der G-8-Staaten zuvor aufgefordert, die Meinungsverschiedenheiten über Irak hinter sich zu lassen und gemeinsam eine Lösung für das arabische Land zu finden. Dies teilte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan mit.
Neben der Vorbereitung des G-8-Gipfels im kommenden Monat und der Zukunft des Irak sollte bei dem Ministertreffen auch der Nahost-Friedensprozess auf der Tagesordnung stehen. Der G-8-Gipfel findet vom 8. bis 10. Juni auf Sea Island im US-Staat Georgia statt. Den G-8-Staaten gehören die die führenden Industrienationen USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan, Kanada und Italien sowie Russland an.
Auch der US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, sprach bei einem Treffen mit lokalen Führern der zentralirakischen Provinz Dijala von Abzug. Sein Sprecher Dan Senor sagte später: "Wir sehen einer engen Partnerschaft mit der irakischen Übergangsregierung nach dem 30. Juni entgegen."
Am 30. Juni soll die Besatzung formal enden, die US-geführte Besatzungsverwaltung CPA aufgelöst und die Macht auf eine irakische Übergangsregierung übertragen werden. Rund 130.000 US-Soldaten sollen aber unabhängig davon weiter in dem von bewaffneten Aufständen erschütterten Land bleiben.