Irak Rumsfeld kündigt robustes Vorgehen der US-Truppen an

Mindestens 15 US-Soldaten sind innerhalb der vergangenen beiden Tage bei Gefechten gegen Aufständische im Irak getötet worden. Die geplante Reduzierung der Koalitionstruppen ist nun in Frage gestellt. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigte an, die Miliz des radikalen Schiitenpriesters Muktada al-Sadr werde zerschlagen.

Bagdad/Washington - Die Truppen würden "militärisch robust vorgehen, wo nötig", sagte Rumsfeld in Washington. Die USA hätten keinerlei Absicht, den Irak zu verlassen. "Wir sind fest entschlossen, die Oberhand zu behalten."

Angesichts der anhaltenden Kämpfe erwägen die USA, ihre Truppenstärke vorübergehend höher zu belassen als ursprünglich geplant. Wegen eines Truppenaustausches seien derzeit mehr US-Soldaten im Irak als nach Abschluss der Rotation vorgesehen, sagte Rumsfeld. "Wir werden diese Aufstockung nutzen." Wahrscheinlich werde der Wechsel hinausgezögert, so dass erfahrene Soldaten länger im Irak blieben und die Situation beruhigen könnten. Derzeit sind 135.000 US-Soldaten im Irak. Nach dem Austausch sollten nur noch 115.000 stationiert sein.

Bei den Kämpfen in verschiedenen Städten des Landes starben am Mittwoch nach Augenzeugenberichten mehr als hundert Menschen. Nach US-Militärangaben wurden innerhalb von zwei Tagen 15 Koalitionssoldaten getötet. Nach einem der blutigsten Kampftage seit dem Einmarsch der Amerikaner vor einem Jahr flammten die Gefechte am Abend in einem Vorort der sunnitischen Unruhestadt Falludscha erneut auf. Das berichtete der arabische Nachrichtensender al-Dschasira. Es habe zahlreiche Opfer gegeben, sagte ein Reporter vor Ort. Auch im Bagdader Stadtteil Adhamija wurde gekämpft.

Augenzeugen berichteten aus Falludscha, die US-Armee habe dort am Nachmittag das Gelände der Moschee mit "F-16"-Kampfjets bombardiert und zerstört. 25 Menschen seien dabei ums Leben gekommen.

Das US- Militär äußerte sich unterschiedlich zu dem Vorfall: Aus dem Gebäudekomplex sei geschossen worden, sagte ein Sprecher. Die Marineinfanteristen vor Ort hätten Luftunterstützung angefordert, um eine mehrere Hundert Meter entfernte Mauer zu beseitigen, die den Zugang zu der Anlage versperrte. Dabei sei ein Aufständischer getötet worden. An der Moschee selbst sei kein Schaden beobachtet worden. In dem Gebäudekomplex sei später ein Granatwerfer gefunden worden. Der amerikanische Oberstleutnant Brennan Byrne sagte dagegen: "Wir glauben, dass wir einen ganzen Haufen dieser Typen getötet haben."

Die gegenwärtige Gewalt im Irak geht Rumsfeld zufolge nur von einer kleinen Personengruppe aus. "Es ist eine Mischung aus einer kleinen Zahl Terroristen, einer kleinen Zahl von Milizionären und von einigen Demonstranten und Gesetzlosen", sagte der Minister. Das US-Militärkommando kündigte an, es werde die "Mehdi-Armee" von Sadr zerschlagen. Der Priester werde "nicht mit einem Mord davonkommen". Gegen Sadr liegt ein irakischer Haftbefehl vor. Der Prediger steht im Verdacht, an der Ermordung eines anderen Schiiten-Führers vor einem Jahr beteiligt gewesen zu sein.

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