Irak Sarkawi will Koreaner enthaupten

Auch Südkorea gerät ins Visier der Terroristen im Irak: Eine Qaida-nahe Gruppe um Abu Mussab al-Sarkawi hat jetzt die Hinrichtung einer Geisel angekündigt, falls die südkoreanische Regierung nicht ihre Truppen abziehen sollte. Einer Agenturmeldung zufolge sollen noch zehn weitere Geiseln in der Hand der Entführer sein, darunter womöglich ein deutscher Journalist.



Bagdad - Der arabische Sender al-Dschasira strahlte heute ein Videoband aus, auf dem eine Gruppe von maskierten und bewaffneten Männern und ein Koreaner zu sehen sind. "Wir haben Sie aufgefordert, Ihre Truppen aus unserem Land abzuziehen und keine weiteren Truppen zu schicken, und wenn Sie sich nicht daran halten, schicken wir Ihnen den Kopf dieses Koreaners", sagte einer der Maskierten.

Auf einem Banner im Hintergrund war Jamaat al-Tawhid und Dschihad zu lesen - der Name einer Gruppe, die von dem jordanischen Qaida-Mitglied Sarkawi angeführt wird. Südkorea habe bis heute Abend Zeit, seine Entscheidung zur Entsendung von 3000 Soldaten in den Irak rückgängig zu machen, hieß es weiter.

Außer dem Koreaner hielten die Entführer noch zehn weitere Geiseln gefangen, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yohhap am Morgen. Darunter sei ein europäischer Journalist und Angestellte der Firma Kellogg Brown and Root. Anfangs hatte die Agentur berichtet, es handele sich dabei um einen deutschen Journalisten. Bisher konnte dies jedoch weder bestätigt noch widerlegt werden. Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin ist jedenfalls keiner der bei der Botschaft in Bagdad gemeldeten Reporter aus Deutschland verschwunden. Trotzdem versuchen die Beamten in Bagdad weiter, Klarheit über die Gerüchte zu bekommen.

Der Chef des südkoreanischen Unternehmens Gana General Trading sagte, ein Beschäftigter sei nach Falludscha entsandt worden, um mit den Entführern zu verhandeln.

Trotz der Drohung hält die Regierung in Seoul an ihrem Plan der Truppenentsendung fest. Das teilte der stellvertretende Außenminister Choi Young Jin heute nach einer Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats mit dem Verteidigungs- und Außenministerium mit. Präsident Roh Moo Hyun wies seine Regierung an, alles für die Freilassung der Geisel zu tun. In einer Erklärung des Präsidialamts hieß es weiter, die Regierung solle dem irakischen Volk intensiver die Gründe der südkoreanischen Truppenstationierung erklären.

Südkorea hat in der südirakischen Stadt Nassirija 600 Sanitäter und Pioniere stationiert. Anfang August sollen 3000 Soldaten in die kurdische Stadt Erbil geschickt werden. Die Einheiten von Nassirija sollen dann nach Erbil verlegt werden. Nach den USA und Großbritannien stellt Südkorea dann das größte Kontingent in den Koalitionstruppen im Irak.

Auf dem Videoband war auch zu sehen, wie der Koreaner verzweifelt in die Kamera schrie: "Bitte geht weg! Ich will nicht sterben." Sarkawis Gruppe hatte bereits im vergangenen Monat die US-Geisel Nick Berg enthauptet. Auch in Saudi-Arabien wurde vor wenigen Tagen eine US-Geisel von der Extremisten-Organisation al-Qaida enthauptet.

Der südkoreanische Fernsehsender YTN meldete, die Geisel sei ein 33-jähriger Angestellter eines Handelsunternehmens, der sich erst seit kurzem im Irak aufhalte. Das südkoreanische Außenministerium erklärte, der Mann sei am 17. Juni verschleppt worden, einen Tag bevor die Truppenentsendung bekannt gemacht worden sei. Trotz der Drohung der Entführer werde Südkorea an seinen Plänen festhalten, teilte das Ministerium weiter mit.

Kämpfe dauern an

Am frühen Montagmorgen gab es im Zentrum der südirakischen Stadt Samawah eine Explosion, nach der Gewehrfeuer gehört wurde. Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. In Samawah sind japanische Truppen stationiert, die an humanitären und Wiederaufbauprojekten mitarbeiten.

In Bagdad gab es am Sonntagabend in der Nähe das Palestine Hotels eine Schießerei. In dem Hotel sind mehrere Medienorganisationen einquartiert. Sicherheitsleute des Hotels erwiderten das Feuer und US-Soldaten gingen in der Umgebung in Stellung. Am Wochenende fielen Dutzende Menschen Anschlägen und Angriffen zum Opfer.

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