Religiöses Regime im Irak Dschihadisten erlassen drakonische Regeln in Mossul

Die Isis-Dschihadisten haben nach der Einnahme von Mossul Verhaltensregeln für die Bewohner in dem eroberten Gebiet veröffentlicht. Frauen sollen am besten zu Hause bleiben, allen Gegnern der Islamisten droht die Todesstrafe.
Jubelnde Isis-Anhänger: "Das Zeitalter des islamischen Staats ist gekommen"

Jubelnde Isis-Anhänger: "Das Zeitalter des islamischen Staats ist gekommen"

Foto: AFP/ Albaraka News

Mossul - Erst vor zwei Tagen hat die Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis) die Kontrolle über die irakische Millionenmetropole Mossul und die umliegende Provinz Ninive übernommen. Nun haben die Dschihadisten Verhaltensregeln für die Menschen in dem eroberten Gebiet im Irak veröffentlicht.

Die Liste von insgesamt 16 Punkten wurde vom "Pressebüro der Provinz Ninive des Islamischen Staats" verbreitet. Das Dokument macht deutlich, dass die radikalen Islamisten ein religiöses Terrorregime errichten wollen. Endziel sei die Wiedererrichtung des islamischen Kalifats.

Die wichtigsten Isis-Regeln:

  • Frauen sollen die Häuser nur verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Sie sollen nur Kleider tragen, "an denen Gott Gefallen findet" - weite Gewänder, die weibliche Formen verhüllen.

  • Dieben soll nach dem Gesetz der Scharia die Hand abgeschlagen werden. Dies gelte besonders für Personen, die Gelder veruntreuen, die der Allgemeinheit gehören. Nur der Imam der Muslime - gemeint ist vermutlich Isis-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi - dürfe über die Verwendung der Kriegsbeute entscheiden. Insgesamt habe Isis eine halbe Milliarde Dollar aus der irakischen Staatsbank in Mossul entwendet.

  • Alle Muslime sollten die fünf täglichen Gebete pünktlich zu den Gebetszeiten in den Moscheen verrichten.

  • Isis warnt die Stammesführer in der Provinz Nineve davor, "mit dem abtrünnigen Feind und den Verrätern" zu kollaborieren. Polizisten, Soldaten und Vertreter anderer "ungläubiger Institutionen" sollten ihrem bisherigen Leben abschwören. Isis habe spezielle Einrichtungen geschaffen, in denen Repräsentanten des irakischen Staates Abbitte leisten könnten. Irakern, die dieser Aufforderung nicht Folge leisten, droht die Todesstrafe.

  • Alkoholkonsum, Rauchen und Drogen sind verboten.

  • Versammlungen, die nicht von Isis veranstaltet werden, sind ebenso verboten wie das Tragen von Waffen.

  • Alle Schreine, Denkmäler und Mausoleen, an denen Tote verehrt werden, sollen kategorisch zerstört werden.

Das zweiseitige Dokument  schließt mit einem Aufruf an die Bevölkerung: "Ihr habt alle säkularen Systeme ausprobiert und ihr habt unter ihnen gelitten - Monarchie, Republik, Baathismus und Safawiden (mit den letzten beiden sind das Saddam-Regime und die Regierung Maliki gemeint - d. Red). Jetzt ist das Zeitalter des islamischen Staates gekommen."

syd
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