Kampf gegen "Islamischer Staat" US-Luftwaffe greift Dschihadisten-Stellungen im Irak an

Flugzeugträger der US-Armee im Persischen Golf: US-Luftangriffe sollen Vormarsch der Extremisten stoppen
Foto: AFP/ US NAVY/ JOSHUA CARDWashington - Das US-Militär hat mit Luftangriffen im Irak begonnen. Zwei US-Kampfflugzeuge hätten Stellungen der Dschihadisten-Gruppe "Islamischer Staat" (IS) im Nordirak bombardiert, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. 220 Kilogramm schwere, lasergelenkte Bomben seien auf mobile Artilleriegeschütze der Extremisten nahe der Stadt Arbil abgeworfen worden. Zuvor habe die Miliz in der Nähe der Kurdenhauptstadt Peschmerga-Kämpfer mit Artillerie beschossen.
Die Angriffe seien mit F18-Kampfjets vom Flugzeugträger "George H.W. Bush" geflogen worden, der bereits im Juni in den Persischen Golf verlegt worden war, hieß es aus dem Verteidigungsministerium.
US-Präsident Barack Obama hatte am Donnerstagabend "gezielte Luftangriffe" zum Schutz amerikanischer Militärs und bedrohter Minderheiten im Nordirak genehmigt - gut zweieinhalb Jahre nach dem erklärten Ende des Irak-Kriegs. Die Regierung in Bagdad hatte die US-Regierung zuvor um Unterstützung gebeten.
Entsendung von Bodentruppen ausgeschlossen
Die irakische Armee rechnet nach den US-Angriffen mit schnellen Erfolgen. "In den kommenden Stunden wird es vor Ort enorme Veränderungen geben", sagte Armeechef Babaker Sebari der Nachrichtenagentur AFP.
Mit dem Militäreinsatz will Obama den Vormarsch der IS-Kämpfer auf Arbil, dem Sitz der kurdischen Regionalregierung, stoppen. Dort haben US-Militärberater ein gemeinsames Einsatzzentrum mit der irakischen Armee eingerichtet, zudem gibt es dort ein US-Generalkonsulat.
Der Nahost-Experte Behrooz Abdolvand von der Freien Universität Berlin sagte, durch die US-Luftangriffe könne die IS in zwei bis drei Monaten geschlagen werden.
Der Verteidigungsexperte Rolf Tophoven äußerte hingegen Zweifel: Er glaube nicht, dass die Angriffe die IS-Kämpfer aufhalten könnten, sagte er "Focus Online". Diese könnten die Dschihadisten lediglich "partiell schwächen". Sollte IS weiter an Boden gewinnen, müssten die USA Bodentruppen entsenden.
Das schließt das Weiße Haus kategorisch aus: Bei einer Ansprache am Donnerstag hatte Obama erklärt, die Entsendung von Bodentruppen komme nicht infrage, am Freitag bekräftigte die Regierung diese Position erneut. Zugleich hatte Obama einen Hilfseinsatz für die Tausenden Flüchtlinge im Nordirak angekündigt.
Uno will humanitären Korridor für Jesiden schaffen
Durch den Vormarsch der Terrororganisation IS ist die Lage für die religiöse Minderheit der Jesiden im Irak bedrohlich. Zwischen 10.000 und 40.000 der kurdischsprachigen Iraker waren vor den Dschihadisten in das Sindschar-Gebirge geflohen, wo sie seit Tagen von der Außenwelt abgeschnitten ausharren müssen.
Die Vereinten Nationen arbeiten laut dem Uno-Gesandte im Irak, Nickolay Mladenov, daran, zur Rettung der Zivilisten einen humanitären Korridor einzurichten.
In der Nacht auf Freitag hatten drei US-Frachtflugzeuge und zwei Kampfjets 8000 Fertigmahlzeiten und 20.000 Liter Wasser über dem Gebiet abgeworfen. Auch Großbritannien schickte Flugzeuge, um Lebensmittel abzuwerfen.
Die Bundesregierung hatte als Sofortmaßnahme den Etat für die humanitäre Hilfe in der Region um 2,9 Millionen Euro aufgestockt. Derzeit liefen Abstimmungen mit Hilfsorganisationen, um weitere Maßnahmen zu ermöglichen.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier stellte sich hinter die US-Luftangriffe gegen IS: "Luftschläge scheinen kurzfristig das einzige Mittel", um deren Vorrücken zu stoppen und Fluchtwege zu öffnen, sagte er.