Irak US-Soldaten erschießen Journalistin

Am Tag nach dem Blutbad auf einem Bagdader Marktplatz sind erneut mehrere Bomben im Irak explodiert. Wieder gab es zahlreiche Tote. Ein US-Soldat erschoss eine irakische Journalistin.

Bagdad - Die Journalistin Suhad Ibrahim fuhr auf dem Weg zur Arbeit in Bagdad an einer US-Patrouille vorbei, ohne diese weiter zu beachten. Ein Soldat eröffnete nach Angaben von Augenzeugen das Feuer, Ibrahim starb, meldet die Nachrichtenagentur dpa. Sie arbeitete für das staatliche Medien-Netzwerk.

Die US-Soldaten fühlten sich offensichtlich bedroht. Normalerweise müssen Fahrzeuge auf Zuruf bei Patrouillen sofort stoppen. Wegen des Risikos von Selbstmordattentaten nehmen die US-Soldaten diese Regel sehr ernst und schießen auf vorbeifahrende Fahrzeuge.

Auch am Tag nach dem verheerenden Selbstmordattentat auf den Sadriyah-Markt in Bagdad gab es zahlreiche Anschläge in der Hauptstadt. Bei einem Angriff auf eine Patrouille starben vier irakische Polizisten, weitere vier wurden verletzt. Bei einem zweiten Autobombenanschlag in der Nähe der iranischen Botschaft sei ein Mensch ums Leben gekommen und drei verletzt worden, teilten Sicherheitskräfte mit.

In und um Bagdad habe es zudem weitere Anschläge gegeben, bei denen Dutzende Menschen verletzt worden seien. Allein in der vergangenen Woche sind tausend Menschen bei Explosionen und Gefechten im Irak getötet worden. Dies berichtet CNN unter Berufung auf das irakische Innenministerium.

Bereits am Freitag waren zwei US-Soldaten getötet worden, wie die US-Armee heute mitteilte. Die Soldaten hätten sich auf einer Patrouille befunden, als am Straßenrand eine Bombe explodierte. Es waren die US-Todesopfer 3092 und 3093.

Sadriyah-Markt: 30 Läden und 40 Wohnhäuser zerstört

Das gestrige Selbstmordattentat auf dem Sadriyah-Markt hatte über 135 Menschen getötet und über 300 verletzt. Es war der blutigste Anschlag seit Beginn des Irakkriegs 2003.

Der Täter hatte einen Lastwagen auf den Marktplatz gesteuert und dort die zwischen Lebensmittelkonserven und Mehlsäcken versteckte Ein-Tonnen-Bombe gezündet. Grundsätzlich sei schweren Lastwagen die Zufahrt zum Markt untersagt, erklärte der 36-jährige Gemüsehändler Kamil Ibrahim. "Aber der Fahrer überzeugte uns, dass er Lebensmittel für einen Laden ausliefern müsse." Ibrahim wurde mit Verletzungen an Kopf, Brust und Unterleib ins Krankenhaus gebracht. Zwei seiner Mitarbeiter, junge Männer im Alter von 18 und 19 Jahren, waren sofort tot.

Die gewaltige Detonation zerstörte etwa 30 Läden und 40 Wohnhäuser. Am Ostufer des Tigris stieg eine dunkle Rauchwolke auf. Als Urheber des Anschlags wurden sunnitische Extremisten aus dem Umkreis der Al Qaida vermutet, die vor Beginn der angekündigten Offensive irakischer und amerikanischer Truppen in Bagdad noch einmal zuschlagen wollten.

cvo/dpa/ap/reuters

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