Missbrauchsaffäre Teheran bestellt deutschen Botschafter ein

Ein Mitarbeiter des iranischen Konsulats soll in Frankfurt ein zehnjähriges Mädchen belästigt haben. Die Polizei nahm den Mann kurzzeitig fest, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das Regime in Teheran zeigt sich empört und bestellt jetzt den deutschen Botschafter ein: Der Fall sei inszeniert.

Berlin/Teheran - Die Festnahme eines iranischen Konsulatsmitarbeiters in Frankfurt am Main verärgert Teheran: "Wir haben den deutschen Botschafter in Teheran einbestellt und ihm unseren Protest weitergeleitet", zitiert die iranische Nachrichtenagentur Irna Vize-Außenminister Hassan Ghaschghawi. Iran erwarte von der Bundesrepublik eine Erklärung für den Vorfall.

Die Vorgeschichte soll sich bereits am 25. Juni ereignet haben: An dem Tag soll ein Mitarbeiter des iranischen Konsulats in Frankfurt am Main ein zehnjähriges Mädchen belästigt haben. Die "Bild"-Zeitung hatte am Freitag darüber berichtet: Demnach habe das Kind auf der Straße gespielt, dann habe der Mann sich genähert und es gestreichelt. Als das Kind versucht habe wegzulaufen, soll er versucht haben, es zu küssen. Bis zu dessen Wohnungstür soll er dem Mädchen gefolgt sein.

Das Kind soll seiner Mutter davon erzählt haben, sie rief daraufhin die Polizei, die allerdings konnte zunächst nicht viel tun - der Täter war schließlich nicht bekannt. Eine Woche später will das Mädchen den Täter wiedererkannt haben. Die Mutter wählte erneut die Nummer der Polizei. Die Beamten nahmen den Mann zunächst fest, als er seinen Diplomatenpass zeigte, ließen sie ihn jedoch frei.

Iran spricht von "vorgeplanter Inszenierung"

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft in dem Fall, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Die Vorwürfe würden derzeit untersucht, sagte Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu der Zeitung. Auch werde geprüft, ob der Mann als Mitarbeiter des Konsulats überhaupt durch Strafverfolgung deutscher Behörden geschützt sei.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Iran sind derzeit ohnehin angespannt: Denn Deutschland und andere westliche Länder verdächtigen Iran, den Bau von Atombomben zu planen. Dementsprechend bewertet das iranische Außenministerium den Vorfall in Frankfurt anders.

So berichtet der iranische Staatsfunk Irib  auf seiner deutschsprachigen Internetseite ebenfalls über die Festnahme: Dort spricht das Teheraner Außenministerium von einer "vorgeplanten Inszenierung", bei der ein Mitarbeiter des Generalkonsulats von einer afrikanisch-stämmigen Frau angegriffen worden sei. "Bedauerlicherweise hat die deutsche Polizei anstatt gegen die Angreiferin vorzugehen, dem iranischen Generalkonsulats-Angestellten gegenüber ein grobes, unangemessenes und undiplomatisches Verhalten gezeigt", heißt es in dem Artikel.

Die Bundesrepublik habe die diplomatische Immunität und internationale Konventionen verletzt, sagte der Leiter des auswärtigen Ausschusses im iranischen Parlament, Alaeddin Borudscherdi. Der Vorfall sei geplant, um der Islamischen Republik im Ausland ein schlechtes Image zu geben.

Das Auswärtige Amt äußerte sich bislang nicht zu dem Fall. Es bestätigte am Samstag lediglich, dass der deutsche Botschafter für ein Gespräch im Teheraner Außenministerium gewesen sei. Zum Hintergrund äußerte es sich nicht.

fln/dpa
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