Brüchiges Abkommen Iran kündigt weiteren Verstoß gegen Atomdeal an

Der Atomdeal mit Iran bröckelt. Erst wurde bekannt, dass die Regierung in Teheran neue Zentrifugen in Betrieb genommen hat. Nun will sie auch die Urananreicherung in der unterirdischen Anlage Fordo wieder aufnehmen.
Atomanlage Fordo: Das Bild stammt aus einem BBC-Bericht von 2012

Atomanlage Fordo: Das Bild stammt aus einem BBC-Bericht von 2012

Foto: Iranian State Television Irib // picture alliance / dpa

Der Konflikt um den internationalen Atomdeal mit Iran verschärft sich weiter. Nachdem das Land eigenen Angaben zufolge bereits seine Produktion von angereichertem Uran erhöht hat, kündigte Teheran nun einen weiteren Schritt zur Abkehr von dem internationalen Deal an.

Sein Land werde die Urananreicherung in der Anlage Fordo, 180 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran, wieder aufnehmen, sagte Staatschef Hassan Rohani im iranischen Staatssender IRIB. Iran werde in der Atomanlage Urangas in bisher inaktive 1044 Zentrifugen injizieren, sagte der Präsident weiter.

In der Folge des 2015 geschlossenen Abkommens war die Anzahl der Zentrifugen in den unterirdischen Urananreicherungsanlagen Fordo und Natans um mehr als zwei Drittel auf 5060 reduziert worden. Die Anlage Fordo sollte laut dem Abkommen nur für wissenschaftliche Projekte genutzt werden; die Zentrifugen dort durften ohne Gasinjektion lediglich getestet werden.

Iran sagte 2015 außerdem zu, die Entwicklung neuer leistungsfähigerer Zentrifugen zu begrenzen, um eine rasche Erhöhung seiner Anreicherungskapazität auszuschließen. Gemäß dem Abkommen hätte Iran erst ab 2025 die Urananreicherung wieder ausbauen dürfen.

Iran beschleunigt offenbar Urananreicherung

Bereits am Montag wurde bekannt, dass Iran offenbar seine Urananreicherung beschleunigt. Nach Angaben von Atomchef Ali Akbar Salehi arbeitet das Land inzwischen mit neuen Zentrifugen, die den Prozess wesentlich schneller machen.

Urananreicherung ist gefährlich. Mit dem richtigen Know-how und modernen Zentrifugen lässt sich Uran mittel- oder langfristig bis 90 Prozent anreichern, was dann auch den Bau einer Atombombe ermöglichen würde.

Nach dem mühsam ausgehandelten internationalen Atomabkommen von 2015 darf die Islamische Republik nur die ältere Generation der Zentrifugen (IR-1) nutzen, Uran lediglich auf 3,67 Prozent anreichern und nicht mehr als 300 Kilogramm an Uranbestand haben. Die auf 3,67 Prozent begrenzte Urananreicherung war einer der Kernpunkte des Wiener Vertrags, um den Bau iranischer Nuklearwaffen zu verhindern.

Die USA waren im Mai 2018 einseitig aus dem Wiener Atomabkommen von 2015 ausgestiegen. Seither verletzte Iran in drei Schritten Bestimmungen des Abkommens. Mit der Urananreicherung in Fordo beginnt nun die vierte Phase des Teilausstiegs aus dem Abkommen. Damit ist der Atomdeal akut gefährdet.

asc/dpa/AFP
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