Krieg in Syrien Assad-Anhänger sollen in Iran ausgebildet werden

Assad-treue Kämpfer zeigen ihre Waffen in der Provinz Aleppo
Foto: GEORGE OURFALIAN/ REUTERSBerlin - Assad-treue Milizionäre sollen zum Training nach Iran geschickt werden. Dies berichtet ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters. Der Journalist hatte vier Unterstützer von Baschar al-Assad aus vier verschiedenen Milizen und Regionen unabhängig voneinander befragt. Ihre Berichte deckten sich.
"Es war ein 15-tägiger Kurs über Stadtkampf", sagte der Assad-Anhänger Samer dem Journalisten. Manche Ausbildungsgruppen hätten den Umgang mit Sturmgewehren und Boden-Luft-Raketen geübt. Andere seien Scharfschützen-Positionen zugeteilt worden.
"Der Kurs hat uns Guerrillakampf-Techniken gezeigt, und wie man am besten Überraschungsangriffe macht", berichtete Samer. Ein paar Gruppen der libanesischen Hisbollah seien zur selben Zeit in dem Lager ausgebildet worden. "Aber ich glaube ihr Training war härter."
Kurz nach Beginn des 15-jährigen libanesischen Bürgerkriegs hatte Iran begonnen, Libanesen militärisch zu trainieren. Daraus ging die Partei und Miliz Hisbollah hervor, die im Libanon zum wichtigsten Machtfaktor geworden ist. Im syrischen Bürgerkrieg verfolgt Teheran offenbar eine ähnliche Strategie, um sich Einfluss zu sichern - auch über ein mögliches Ende von Baschar al-Assad hinaus.
Iran unterstützt Syrien schon länger mit Militärausbildern und Beratern
Bisher war nur bekannt, dass Iran in Syrien selbst militärische Trainingskurse für Assad-Anhänger abhalten lässt. Der Chef der iranischen Revolutionsgarden, Mohammed Ali Dschafari, hatte im September 2012 erstmals bestätigt, dass Mitglieder seiner Truppe sich in Syrien aufhielten.
Erst kürzlich war es wohl syrischen Rebellen gelungen, einen Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden im syrisch-libanesischen Grenzgebiet zu töten. Zuvor hatten Syriens Aufständische monatelang iranische Revolutionsgardisten als Geiseln gehalten, bis Damaskus die 48 Iraner gegen mehr als 2000 syrische Aktivisten austauschte, darunter auch Rima Dali, die von Syriens Regime im November verhaftet worden war, weil sie ein Plakat mit der Aufforderung "Stoppt alle militärischen Operationen in Syrien" hochgehalten hatte.
Iran ist enger Verbündeter des syrischen Regimes und unterstützt es mit Geld und Waffenlieferungen. Im Januar stellte die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton fest, dass Iran angefangen habe, seine Unterstützung noch weiter auszubauen.
Auch Disziplin und Kampfgeist sollen auf dem Programm gestanden haben
Die vier Assad-Anhänger berichteten, dass sie vom Flughafen der syrischen Küstenstadt Latakia aus zum internationalen Flughafen von Teheran geflogen wurden. "Wir wurden sofort zu Bussen gebracht, und man sagte uns, wir sollten die Vorhänge geschlossen halten." Nach eineinhalb Stunden Fahrt sei man im Trainingslager angekommen. "Wir haben nichts außer dem Lager gesehen." Die meisten der iranischen Ausbilder hätten Arabisch gesprochen. Ein paar hätten Übersetzer zu Hilfe genommen.
"An unserem ersten Tag hat uns der iranische Offizier gesagt: 'Ich weiß genau, was in Syrien vorgeht, und ich sage euch eins - wenn ihr nur hier seid, weil ihr plündern wollt und nicht, weil ihr euer Land verteidigen wollt, dann werdet ihr einen grausamen Tod sterben und kommt in die Hölle!", erzählte der Milizionär Nabil aus der Stadt Homs.
Ein Großteil der ausgebildeten Milizionäre seien Alawiten gewesen, Mitglieder der konfessionellen Minderheit von Baschar al-Assads Clan. Der Rest der Gruppe habe sich aus Christen und Drusen zusammengesetzt. "Die Iraner haben dauernd wiederholt, dass dieser Krieg nicht gegen die Sunniten ist sondern für Syrien. Aber die Alawiten haben immer gesagt, sie wollen die Sunniten umbringen und ihre Frauen als Rache vergewaltigen", erzählte Samer.
Einige der grausamsten Massaker in Syrien im vergangenen Jahr gehen nach Berichten der Uno und internationaler Menschenrechtsorganisationen auf das Konto der Assad-treuen Milizen. Ihnen werden systematische Vergewaltigungskampagnen vorgeworfen. Inzwischen kommt es auch durch Aufständischengruppen immer häufiger zu brutalen Menschenrechtsverletzungen wie die Misshandlung und Ermordung von Menschen, die für Anhänger des syrischen Regimes gehalten werden.