Streit über Nuklearprogramm Iran tarnt verdächtige Atomanlage mit Plastikplanen

Seit Monaten bemühen sich die Inspektoren der Atomenergiebehörde um einen Zugang zur iranischen Militäranlage Parchin. Jetzt kommt heraus, dass Teheran die Gebäude mit Planen abgedeckt hat - wohl auch aus Furcht vor Spionagesatelliten.
Anlage in Parchin (Archivbild 2004): Diplomaten berichten von Tarnaktion

Anlage in Parchin (Archivbild 2004): Diplomaten berichten von Tarnaktion

Foto: AFP/ ISIS/ DigitalGlobe

Wien - Was steckt hinter der Aktion? Iran hat die verdächtige Anlage Parchin mit Plastikplanen bedeckt. Das berichteten Diplomaten und ein US-Think-Tank in Wien. Das Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) veröffentlichte nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters Satellitenbilder, auf denen pinkfarbenes Material zu sehen sei, das die Gebäude in Parchin bedeckt.

Nach Angaben der Experten könnte dies der Versuch sein, Aufräumarbeiten auf dem Gelände der Anlage zu verschleiern. Bereits zuvor hatten auch Diplomaten von einer farbigen, zeltartigen Abdeckung berichtet, wie Reuters schreibt. Auch die Nachrichtenagentur dapd meldete unter Verweis auf Diplomaten, dass die Atomanlage Parchin mit Plastikplanen abgedeckt sei. Diese solle so vor der Beobachtung durch Spionagesatelliten abgeschirmt werden, heißt es.

Wie am Freitag aus diplomatischen Kreisen aus Wien verlautete, haben die Satelliten in den vergangenen Monaten Arbeiten aufgezeichnet, die belegen sollen, dass auf dem Gelände in Parchin umfangreiche Aufräumarbeiten stattgefunden haben. Auf Satellitenbildern soll zu erkennen sein, dass Materialien abtransportiert, Gebäude abgerissen und Flächen gesäubert wurden. Experten stufen dies als einen Rückbau einer bisher für geheime Arbeiten an Atomwaffen genutzten Anlage ein. Für westliche Diplomaten handelt es sich um eine Vertuschungsaktion.

Anträge der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Inspektoren in die Anlage zu lassen, wurden in der fraglichen Zeit abgelehnt. Nach Angaben Irans ist Parchin eine militärische Anlage, die nichts mit dem Atomprogramm zu tun hat - das laut Angaben Teherans ohnehin nur zivilen Zwecken dient.

Am Freitag bemühte sich die IAEA erneut um Zugang zu der Militäranlage Parchin. Allerdings könnten mögliche Beweise für Waffentests in Parchin wohl längst beseitigt worden sein.

Die Fronten im Atomstreit mit Iran haben sich in den vergangenen Monaten weiter verhärtet. Der Druck steigt, da Israel immer wieder mit einem Angriff auf die Atomanlagen Teherans droht. Jerusalem verdächtigt wie viele andere westliche Länder Iran, im Geheimen an Nuklearwaffen zu arbeiten. Auch die IAEA kann dies aufgrund von Hinweisen und wegen fehlender Zusammenarbeit des Landes nicht mehr ausschließen. Nach Erkenntnissen der Atomenergiebehörde hat Teheran in den vergangenen Monaten offenbar sein Nuklearprogramm forciert: Es soll tausend neue Zentrifugen installiert haben, mit denen Uran angereichert werden kann.

Teheran bestreitet dies vehement. Das Regime beruft sich auf sein Recht, Atomenergie friedlich zu nutzen.

Am Freitag brachten erneute Gespräche zwischen Iran und der IAEA über das umstrittene Atomprogramm des Landes in Wien keine Annäherung - es waren die ersten seit Juni. "Wichtige Meinungsverschiedenheiten" hätten einer Einigung im Wege gestanden, vorerst gebe es keinen "Plan für ein weiteres Treffen", sagte der IAEA-Chefinspektor Herman Nackaerts am Abend. Irans Botschafter Ali Asghar Soltanieh äußerte sich zuversichtlicher. Die IAEA verlangt von Teheran die Herausgabe von Dokumenten und Gespräche mit Atomwissenschaftlern sowie den Zugang zu Atomanlagen.

Experten befürchten, dass ein Angriff Israels mit dem Scheitern der diplomatischen Verhandlungen immer wahrscheinlicher wird.

heb/dapd/Reuters/AFP
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