Gespräche in Wien
Iran und IAEA verhandeln über Atomprogramm
Die Internationale Atomenergiebehörde verlangt Zugang zu umstrittenen Nuklearanlagen in Iran. In Wien verhandelt die IAEA mit Teheran über die Arbeitsbedingungen ihrer Kontrolleure. Sorge bereiten Pläne des Regimes, in der kommenden Woche einen Satelliten ins All zu schießen.
IAEA-Unterhändler Nackaerts: "Zugang zu Menschen, Dokumenten, Informationen"
Foto: LEONHARD FOEGER/ REUTERS
Wien - Iran und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) verhandeln seit Montag wieder über Teherans umstrittenes Nuklearprogramm. Im Mittelpunkt der zweitägigen Gespräche in der iranischen Botschaft stehen vor allem die Bedingungen, unter denen die IAEA-Kontrolleure im Land arbeiten können.
Der Chefunterhändler der Behörde, Herman Naeckerts, sagte zum Auftakt der Verhandlungen: "Es ist wichtig, dass Iran uns den Zugang zu Menschen, Dokumenten, Informationen und Standorten freigibt."
Konkret geht es bei den Forderungen der IAEA vor allem um Kontrollbesuche in der Militäranlage Parchin bei Teheran, die bei der Behörde als möglicher Standort für Atomexperimente gilt.
Ein Team von IAEA-Inspekteuren unter Leitung von Nackaerts hatte bereits bei zwei Besuchen in Iran im Januar und Februar nach Parchin reisen wollen, dafür aber keine Erlaubnis erhalten. Im März sagte IAEA-Generalsekretär Yukiya Amano, auf dem Stützpunkt seien "Aktivitäten im Gange", die baldmöglichst untersucht werden müssten. Teheran will Kontrollen nur zustimmen, wenn auch eine Einigung über die "Modalitäten" der künftigen Zusammenarbeit mit der IAEA erreicht wird.
Große Sorge bereitet der internationalen Gemeinschaft auch die unterirdische Urananreicherungsanlage Fordow, wo Uran auf 20 Prozent angereichert wird. Der Westen befürchtet, dass die Anlage später leicht dazu genutzt werden könnte, das Uran auf 90 Prozent anzureichern. Dies würde für den Bau einer Atombombe ausreichen.
Das Treffen in Wien ist auch deshalb wichtig, weil am 23. Mai die fünf ständigen Mitglieder des Uno-Sicherheitsrats sowie Deutschland in Bagdad zu weiteren Verhandlungen mit Teheran zusammenkommen. Dann geht es konkret um den Vorwurf, dass Iran geheime militärische Programme zum späteren Bau von Atombomben betreibt. Das Treffen war Mitte April bei einer ersten Verhandlungsrunde in Istanbul vereinbart worden, die von beiden Seiten verhalten positiv bewertet wurde.
Überschattet werden dürfte der Beginn der Gespräche in Bagdad vom Start eines iranischen Beobachtungssatelliten am selben Tag. Wie Raumfahrtminister Mehdi Farahi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna am Montag bekanntgab, soll am 23. Mai der Satellit Fadschr (Morgenröte) ins All geschickt werden.
Iran hatte erstmals im Februar 2009 einen Satelliten in den Weltraum gebracht und damit weitere Ängste bei der internationalen Gemeinschaft geschürt. Den westlichen Staaten zufolge könnte das Regime die Technologie zum Transport von Satelliten auch dazu verwenden, konventionelle oder Atomwaffen abzufeuern. Die Regierung in Teheran weist dies zurück.